Wort des Bischofs

Meine Helden

Jeder kennt sie: Die großen Stars und Helden der Sport- und Show-Welt. Die werden abgefeiert und schwer reich. Doch wer würdigt einmal all die Helden des Alltags, die das Zusammenleben menschlich machen? Kardinal Woelki übernimmt das heute!

 (DR)

Ed Sheeran ist zurzeit einer der ganz angesagten Musiker. Und auf dem Fußballplatz regieren immer noch Messi und Ronaldo. Und zu den ganz großen Helden der Leinwand gehören George Clooney und Kate Winslet. Den Reichen und Schönen und Promis gehört vielleicht nicht die ganze Welt – aber unsere tägliche Aufmerksamkeit. Klar, ich lese auch hin und wieder die Klatschspalten, aber meine Helden, die sind eigentlich woanders im Einsatz.

Marianne zum Beispiel, die ist schon weit über 70. Sie ist immer noch ehrenamtliche Caritashelferin und kümmert sich seit Jahren rührend um ihre alte Nachbarin, die ihre Wohnung schon lange nicht mehr ohne Hilfe verlassen kann und deren Kinder irgendwo im Ausland leben. Marianne erledigt Einkauf und Wäsche und ist immer da, wenn ihre Nachbarin sie braucht. "Das ist doch selbstverständlich!", sagt sie.

Und Klaus, der ist gerade 50 Jahre alt und EDV-Programmierer. In seiner knappen Freizeit trainiert er ehrenamtlich die Kinder- und Jugendmannschaften seines Fußballvereins. Erfolgreich integriert er Ausländer und Flüchtlinge in seine Mannschaft. "Das ist doch selbstverständlich!", sagt er.

Susanne, die ist erst Ende 30 und alleinerziehend. Sie ist Nachtschwester im Krankenhaus. Woher sie tagsüber die Energie für die Betreuung ihrer zwei Kinder und ihrer demenzkranken Mutter nimmt, weiß der Himmel. "Das ist doch alles selbstverständlich!", sagt sie.

Nein, unbezahlter und aufopferungsvoller Einsatz für unsere Mitmenschen – das ist nicht selbstverständlich! Und daher möchte ich all denen, die da Tag für Tag im Einsatz für ihren Nächsten sind, heute einfach mal Danke sagen. Danke für Ihren bewundernswerten Einsatz. Sie wissen es vielleicht nicht, aber Sie alle sind wie wunderbare Baumeister. Sie sind wie lebendige Steine, mit denen Gott sein Haus bauen will. Ein wundervolles Haus, in dem Liebe und Gerechtigkeit zuhause sind. Ein Haus, in dem Gott selber wohnt. Ich weiß nicht, ob all die Ronaldos und Clooneys dieser Welt auch himmlische Baumeister sind. Alle aber, die ganz selbstverständlich Tag für Tag Liebe schenken, die sind dem Himmelreich schon sehr nahe.

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln