Wort des Bischofs

Liebe eint Freude und Leid

Für den Kölner Kardinal Woelki steht das Osterfest im Zeichen der Terroranschläge von Brüssel. Es sei angesichts der Vorfälle nicht möglich, einfach zur Tagesordnung überzugehen und Ostern zu feiern, "als ob nichts geschehen wäre", so Woelki in seinem Bischofswort.

 (DR)

"Freude und Leid waren schon immer mit dem Begriff Liebe untrennbar verbunden." – So fasst der mittelalterliche Dichter Gottfried von Straßburg das zusammen, was uns in diesen Kar- und Ostertagen alle bewegt. Die schrecklichen Bilder aus Brüssel, wo Menschen auf grausamste Weise Opfer von Terroristen geworden sind, deren Menschenverachtung Europa zum wiederholten Mal heimgesucht hat. Solche Bilder dürfen uns nicht kalt lassen, auch wenn wir sie immer wieder und immer häufiger sehen. Und so können wir jetzt, einige Tage danach, auch nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen und Ostern feiern, als ob nichts geschehen wäre. Wie aber passt dies alles mit unserem österlichen Glauben an die Auferstehung und die Erlösung zusammen?

Gottes Liebe ist größer als all die Gewalt und der Hass dieser Welt. Sein Tod am Kreuz hat dies eindrucksvoll gezeigt. Doch diese gekreuzigte Liebe muss viel Leid ertragen. Im Geschehen des Karfreitags verdichtet sich die Liebe Gottes zu uns Menschen wie sonst nirgends. Und am Ende? Am Ende ist die Liebe stärker als der Tod. Gott erweckt seinen Sohn zu neuem Leben. Um uns Menschen ein für alle Mal klar zu machen, dass auch unser Tod nicht das Letzte ist, sondern nur der Übergang, die Auferstehung zu einem neuen Leben. Ein neues ewiges Leben bei Gott.

Die Liebe ist das Verbindende von Freude und Leid. Sie ist auch das verbindende Element von Karfreitag und Ostern. Mit seiner Liebe, die bis zum Kreuz führt, hat Gott die Welt erlöst. Aber dieser Glaube an die Erlösung wird immer wieder getrübt durch solche Ereignisse wie in Paris, in Ankara, in Istanbul und an vielen anderen Orten auf der Welt.

Doch Gott schenkt Hoffnung und Vertrauen und Liebe immer wieder neu. Und daher feiern wir Christen überall auf der Welt heute Ostern und erzählen uns diese Geschichte von der Auferstehung. Ja, Christus, Gottes Sohn, ist wirklich von den Toten auferstanden! Er lebt!

Ich wünsche Ihnen diesen Glauben an die Auferstehung Jesu Christi.

Ihnen allen ein gesegnetes und gnadenreiches Osterfest,

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln