Wort des Bischofs

Kardinal Frings

Erst Priesterausbilder, dann plötzlich Kardinal der Weltkirche: Josef Frings hat im Konzil für die Erneuerung der Kirche gekämpft. Den Blick für die Armen hat er dabei nicht verloren. Ein Satz des Kölner Erzbischofs hatte eine besondere Sprengkraft. 

 (DR)

Wie wollen wir gemeinsam Kirche sein? In der Konferenz der leitenden Pfarrer hier im Kardinal-Schulte-Haus haben wir auch darüber gesprochen. Gemeinsam die Zukunft beraten hier an diesem geschichtsträchtigen Ort in Bensberg. Heute ein Tagungshaus, ursprünglich war es aber mal Priesterseminar.

Vor seiner Ernennung zum Erzbischof von Köln war Josef Frings hier Regens und hat die zukünftigen Priester ausgebildet. In seiner Biographie "Für die Menschen bestellt" schreibt Frings davon. Besonders gut in Erinnerung ist mir, dass er damals einmal die Woche – freitags – den weiten Weg zu Fuß in die Stadt machte, um beichten zu gehen. Heute würden ihn sicher viele schräg angucken. 30 Kilometer hin und zurück. Jede Woche. Für ne Beichte.

Mitten drin in seiner Zeit als Regens und auch mitten im Krieg wird er dann plötzlich Erzbischof von Köln. Und hinterher Kardinal. Auf dem Konzil hat er sich für die Erneuerung der Kirche eingesetzt. Auch damals schon und heute wieder eine Aufgabe. Und ... alle Kölner kennen ihn bis heute: Er war der Bischof, der in einer Silvesterpredigt das "fringsen" erlaubt hat. Heißt: in besonderen Zeiten der Not darf der Einzelne das nehmen, "was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig hat, wenn er es auf andere Weise, durch seine Arbeit oder durch Bitten, nicht erlangen kann". Die Explosionskraft dieses Satzes, auch noch aus dem Zusammenhang gerissen, hat ihn im Nachhinein etwas erschrocken.

Seinen Blick für Arme und Bedürftige hat er aber immer behalten und hat einige Hilfswerke mitgegründet. Denn in guten Zeiten umso mehr sollen Christen die Not anderer sehen und vom Wohlstand abgeben. Auch daran hat er gedacht. Ein beeindruckender Mann.

Ihr

Rainer Woelki

Erzbischof von Köln