Wort des Bischofs

Glaube versetzt Berge

Ein sportbegeisterter Kardinal steht in aller Herrgottsfrühe auf, um noch vor der Laudes den deutschen Eishockey-Jungs die Daumen zu drücken: Gibt´s nicht? Gibt´s doch!

 (DR)

Haben Sie sich letzten Sonntag ihren Wecker auch extra um fünf Uhr läuten lassen? Eine ganze Nation hat sich von dem Erfolg unserer Eishockey-Nationalmannschaft bei den Olympischen Winterspielen elektrisieren lassen. Eigentlich waren die deutschen Eishockey-Jungs krasse Außenseiter. Und dann gewinnen sie Silber. Mit ein wenig mehr Glück wäre es sogar die Goldmedaille geworden.

Ich mag solche überraschenden Wendungen und Erfolgsgeschichten. In der Bibel finden sich viele solcher Erzählungen, wo die Kleinen plötzlich groß raus kommen, wo David gegen Goliath gewinnt. Da speist Jesus dann eben nicht mit den Königen, sondern setzt sich an einen Tisch mit den Bettlern, den Kleinen und Geringen. Diese biblischen Geschichten transportieren alle eine ganz wichtige Botschaft: Für Gott spielt es überhaupt keine Rolle, ob einer ganz groß daher kommt oder ob er völlig unbeachtet sein Leben lebt. Ganz im Gegenteil - die Letzen werden am Ende die Ersten sein!

Die Botschaft Jesu ist ganz klar: Wer bei Euch groß sein will, der soll der Diener aller sein. Wir sollen uns also auf Augenhöhe begegnen. Keiner soll seine Schwester oder seinen Bruder austricksen, ausbeuten oder geringschätzen. Wer in den Augen Gottes groß sein will, der muss der Diener, also der Freund aller sein. Ich weiß aus eigener Erfahrung, das sagt sich einfach - ist im konkreten Leben aber oft ganz schön schwer. Aber wir müssen es immer wieder neu versuchen. Die Erfolge bei Olympia zeigen doch, wie wichtig es ist, nie aufzugeben und immer an sich selber zu glauben. Und wenn Gott mithilft, kann der Glaube auch ganze Berge versetzen.

Ihr Rainer Woelki

Erzbischof von Köln