Wort des Bischofs

Die Trauernden trösten

Wissen Sie noch, wann Sie das letzte Mal richtig traurig waren? So traurig, dass selbst der strahlende Sonnenschein Ihre Tage nicht mehr hell machte? Dieses Gefühl kennt auch Kardinal Woelki.

Kardinal Woelki / © dr (DR)
Kardinal Woelki / © dr ( DR )

Wissen Sie noch, wann Sie das letzte Mal so richtig traurig waren? So traurig, dass selbst der strahlende Sonnenschein Ihre Tage nicht mehr hell machte? Bei mir war das der Fall, als mein Vater verstorben ist. Klar, er hatte ein langes und sicher auch erfülltes Leben. Klar lebe ich in der christlichen Hoffnung, dass Gott auch meinen Vater in sein Leben aufnimmt. Aber klar war eben auch, mein Vater hatte seinen irdischen Weg beendet. Der Abschied, der Verlust und die Endgültigkeit seines Todes machten mich tief traurig. Wie gut ist es da, wenn Menschen einen liebevoll in den Arm nehmen. Zeigen, dass sie für einen da sind. Familienangehörige, die zusammenrücken. Freunde, die nicht nur Freude, sondern auch das Leid mit tragen  - und vielleicht auch die eigene schlechte Verfassung geduldig ertragen.

Trauernde zu trösten ist eine gut christliche Aufgabe und gehört zu den sieben geistlichen Werken der Barmherzigkeit. Trauernde trösten kann eigentlich jeder: Es reicht oft schon, wenn man sich einfach nur die nötige Zeit nimmt. Sich den Trauernden zuwendet, ihnen gut zuhört oder liebevoll ihre Hand hält. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie gut das tut.

Traurig  sind wir aber nicht nur beim Tod eines Menschen, der uns wichtig ist. Der eine trauert seiner großen Liebe nach, der andere seinem guten Arbeitsplatz. Wieder andere sind untröstlich, weil sie sich einsam und verlassen fühlen - oder gar schwer erkrankt sind. Wo Trauernde sind, braucht es liebevolle Tröster. Wo immer aber Trauende gut getröstet werden, da öffnet sich für uns Menschen schon der Himmel auf Erden!

Ihr

Rainer Woelki
Erzbischof von Köln