Wort des Bischofs

In die Knie

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki verteidigt in seinem Wort des Bischofs die amerikanischen Football-Spieler, die bei der Nationalhymne niederknien und so gegen Rassendiskriminierung und Polizeigewalt demonstrieren. Er selbst kniet nur vor einem nieder ...

Kardinal Woelki / © dr (DR)
Kardinal Woelki / © dr ( DR )

Der amerikanische Präsident Donald Trump hat sich jetzt auch noch mit den Sportlern angelegt. Spieler der nationalen Football League, die aus Protest bei der Nationalhymne niederknien, um damit gegen Rassendiskriminierung und Polizeigewalt zu demonstrieren, sollten nach Meinung Trumps am besten sofort gefeuert werden. In einem demokratischen Land, das stolz auf die freie Meinungsäußerung ist, sind solche Ambitionen des Präsidenten schon ein starkes Stück. Doch da will ich mich nicht einmischen.

Beim Anblick der Profispieler, die im Stadion reihenweise in die Knie gehen, musste ich aber daran denken, wann und wo ich selber niederknie. Als Zeichen der Verehrung knie ich vor Gott nieder. In der Kirche, beim Gottesdienst oder beim Gebet. Jeden Morgen knie ich z.B. lange in meiner kleinen Hauskapelle. Beim Niederknien mache ich mich klein. Eigentlich sogar wehrlos. Aber ich mag diese Geste der Demut. Nicht weil mich Gott klein macht oder unterdrückt. Ganz im Gegenteil. Gott stärkt mich und will, dass ich aufrecht und frei durch mein Leben gehe. Aber ich, ich kann im Knien zeigen, dass ich mich ganz und gar meinem Gott anvertraue. Dass ich ihm alleine die Ehre gebe.

Wir wissen aus der Bibel, dass die Jünger vor Jesus niederfielen, als sie erkannten, dass er Gottes Sohn war. Hier möchte ich mich einreihen. Niederfallen und niederknien vor Gott meinem Schöpfer, der mich groß macht. Vor Menschen knie ich übrigens nie nieder. Ich bemühe mich darum, jedermann auf Augenhöhe zu begegnen. Und auch wenn ich z.B. vor dem Papst niederknie, dann nie vor der Person, sondern immer vor dem Amt. Ich gebe also auch da Gott ganz allein die Ehre. 

Die Football Player sollen ruhig weiter knien und ein starkes Zeichen des Protestes abgeben. Ich selber werde weiterhin ganz alleine aus Freude vor Gott meinem Schöpfer in die Knie gehen und ihn so in meinem Herzen groß werden lassen.

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln