Wort des Bischofs

Der Tanzbrunnen

Durchatmen und die Schönheit der Heimat entdecken: Kölns Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki nutzt die Sommerzeit um außergewöhnliche und spirituelle Orte in und um Köln zu vorzustellen. 

 (DR)

Ich habe Ihnen ja versprochen – ich nehme Sie jetzt in den Ferien mit auf eine kleine Reise durch meine Heimatstadt Köln. Mal Durchatmen. Die Schönheiten der Stadt betrachten. Und – Gott finden in allen Dingen. Das ist eine Übung des Gründers der Jesuiten, des Heiligen Ignatius von Loyola. Heute bin ich deshalb mit Ihnen hier am Tanzbrunnen. Das ist ein Kultur- und Freizeitpark mit Open-Air-Bühne. Hier auf der richtigen Seite des Rheins. Als ich klein war, haben wir mit der Familie öfter mal ‘nen Sonntagsausflug hierhin gemacht und Konzerte besucht.

Den Tanzbrunnen gibt es schon seit 1928. Das Rondell in der Mitte dient auch als Tanzfläche und gibt dem Tanzbrunnen seinen Namen. Ich weiß, dass in bestimmten christlichen Kreisen damals Tanzen verpönt war. Heute ist die damalige Frage, ob ich als „guter“ Katholik zu Musik Tanzen und Spaß haben darf, Gott sei Dank beantwortet. Zwar wurde uns Christen ja auch mal vorgeworfen, Spaß und Freude wären uns fremd, wir würden nicht erlöst genug aussehen. Vielleicht gibt es solche unter uns. Tatsächlich aber passen Spaß, Freude und Erlösung sehr gut zusammen. Denn die Freude, die wir hier erleben dürfen, und die Menschen hier am Tanzbrunnen erleben können, ist für uns Kinder Gottes quasi eine Vorfreude auf die vollkommene Freude, auf die wirkliche Freude, die auf uns wartet und die noch kommt, wenn wir uns schon hier in dieser Welt auf ein Leben mit Gott einlassen.

In diesem Sinne freue ich mich und hoffe darauf, dass nach Corona bald alles wieder offen ist. Dass wir hier am Tanzbrunnen bald wieder fröhliche Gesichter sehen können. Dass Menschen hier die Musik, den Tanz und alles andere genießen werden. Sehen wir das hier also alles als einen Vorgeschmack von dem, was Gott uns versprochen hat und was da noch kommt.

Ihr

Rainer Woelki

Erzbischof von Köln


Quelle:
DR