Wort des Bischofs

In der Kaplönchensfabrik

Kardinal Woelki ist zu Gast in der Kaplönchensfabrik. Das Collegium Albertinum ist das Theologenkonvikt des Erzbistums, d.h. hier wohnen die Priesterkandidaten während ihres Studiums. Heute leben, beten und studieren etwa 20 Studenten in der Kaplönchensfabrik, wie das Albertinum früher von den Bonnern genannt wurde.

 (DR)

Kennen Sie das? Das Gefühl, wenn Sie an einen vertrauten Ort nach Jahren zurückkommen. Ich bin hier in Bonn, im Collegium Albertinum. In diesem altehrwürdigen Haus wohnen seit Jahrzehnten die Studenten, die später einmal Priester werden wollen. Weil hier quasi die jungen Kapläne ausgebildet werden, sprachen die Bonner auch liebevoll von ihrer „Kaplönchensfabrik“. Ich weiß noch genau, wie das war damals, als ich als junger Student hier einzog. Priester – das war ja kein Beruf wie jeder andere. Alles war damals neu und sehr aufregend. Aber auch wenn ich damals nicht genau wusste, was vor mir lag – ich wusste, dass ich mich auf Gott verlassen konnte. Gott als guter Wegbereiter und als guter Wegbegleiter – was sollte mir da schon passieren? Natürlich habe ich nicht im Traum daran gedacht, dass ich später hier mal als Direktor arbeiten würde oder heute gar als Kardinal dieses Haus besuche.

Vieles ist in all den Jahren passiert. Viele Dinge, die ich damals so nie erwarten konnte. Aber wohin auch immer mich mein Weg führte, Gott war bei mir. Ich weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Dass es auch Momente im Leben gibt, wo man sich von Gott und allen guten Geistern verlassen fühlt. Aber ich bin mir ganz sicher, dass Gott uns auch heute dann trägt, wenn wir das Leben gerade mal wieder unerträglich finden. Ich wünsche Ihnen, dass Sie Gottes Halt spüren, gerade dann, wenn Sie seine Hilfe brauchen. Ich wünsche Ihnen das Vertrauen auf Gott, das ich hier als junger Mensch hatte. Und ich bin mir ganz sicher, sein Versprechen gilt: Gott ist bei uns bis ans Ende der Welt.

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln