Das Wort des Bischofs zum Frühlingsanfang

"Veronika, der Lenz ist da…"

Der Frühling ist da, zumindest astronomisch gesehen. Auch für den Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki ist das eine ganz besondere Jahreszeit. In seinem Bischofswort ermuntert er die Christen, die Freude an der Schöpfung weiterzugeben.

 (DR)

Jetzt, wo die Sonne von Tag zu Tag ein wenig höher am Himmel steht und es schon viel länger hell ist, freue ich mich über jede Minute, die ich draußen an der frischen Luft sein kann. Wer genau hinsieht, der kann überall in der Natur schon die ersten Vorboten des Frühlings entdecken, der in der vergangenen Woche astronomisch gesehen endlich begonnen hat.

Manche von uns spüren in sich zwar eine gewisse Frühjahrsmüdigkeit, die meisten aber lockt die wärmende Sonne – Frühlingsgefühle machen sich breit. Und auch wenn ich jetzt nicht "Veronika der Lenz ist da" trällernd durch die Welt laufe, so finde ich es doch immer wieder total erstaunlich, wie tief dieses Gefühl der Jahreszeiten in uns Menschen verwurzelt ist. Ganz egal, ob es der kleine Garten vor der Haustür, der Blumenkasten am Balkongitter ist oder die Tulpenvase auf dem Esstisch - irgendwie entdecken wir im Frühling alle unseren grünen Daumen oder unsere gärtnerische Ader.

Im großen Garten Gottes, seiner Schöpfung, kann man in diesen Tagen überall die starke Kraft des neuen Lebens spüren. Hier baut eine Amsel ihr Nest – dort bricht eine Krokusknospe auf – dahinten in der Sonne blüht und grünt es schon. Immer ist es die Kraft der Sonne, die mit ihren hellen und wärmenden Strahlen die Lebensgeister weckt.

Für Christen war und ist die Sonne daher immer auch ein Symbol für die Wärme und Liebe Gottes. Christus, dass Licht der Welt, schenkt uns das Leben. Er kümmert sich um all die Dinge, die wir zum Leben brauchen. So wie die Sonne auch da ist, wenn sie mal nicht scheint, so ist Gott immer für uns Menschen da, auch wenn wir ihn selber oft gar nicht sehen.

Selbst da, wo wir Gottes Licht im Wege stehen und durch unsere Untaten unser Leben selber verdunkeln, gerade so wie vorgestern der Mond die Sonne kurz verdunkelte, gilt: Gott will nicht, dass wir Kinder der Finsternis sind. Er hat uns Töchter und Söhne des Lichtes genannt. Ein Grund mehr, dass unsere Augen nicht nur im Frühling mit der Sonne um die Wette strahlen sollten. Jeder, der uns ansieht, sollte in unseren Augen immer auch ein wenig von der Freude entdecken, die das Licht der Welt - Jesus Christus - jedem Menschen auf Erden schenkt. Diesen Augenblick, den möchte ich Ihnen heute schenken!

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln