Wort des Bischofs

40 Tage lang

Fastenzeit: Mal ganz bewusst auf Alkohol, Fleisch, Süßigkeiten oder Medienkonsum zu verzichten, ist keine schlechte Idee. Aber wenn das alles nur einem gesünderen Körper dient, so ist das zu wenig, meint Kardinal Woelki in seinem Wort des Bischofs.

Kardinal Woelki / © dr (DR)
Kardinal Woelki / © dr ( DR )

Ab Aschermittwoch wird gefastet. Genau 40 Tage lang dauert die Zeit des Fasten und Betens für uns Christen. 40 Tage war Mose oben auf dem Berg Sinai Gott ganz nah, 40 Jahre lang zog das Volk Israel durch die trockene Wüste und genau 40 Tage fastete auch Jesus in dieser Einsamkeit. Eine Buß- oder Fastenzeit kennen fast alle Religionen. Es geht dabei eigentlich immer um eine Unterbrechung unseres Alltages. Eine Konzentration und Vorbereitung auf das, worum es wirklich in unserem Leben geht.

Gut, dazu mag es helfen, mal ganz bewusst auf Alkohol, Fleisch - Süßigkeiten oder Medienkonsum zu verzichten. Aber wenn das alles nur einem gesünderen Körper dient, so ist das zu wenig. Viel wichtiger ist es, dass wir Körper und Seele, ja eigentlich unser ganzes Leben neu ausrichten. Fastenzeit muss auch nicht immer automatisch nur Verzicht bedeuten - im Gegenteil. Vielleicht gönnen Sie sich jeden Tag einen kleinen Text aus der Heiligen Schrift, den Sie ganz bewusst neu für sich entdecken? Oder Sie versuchen den Dialog mit Gott und nehmen sich jeden dieser 40 Fastentage eine kleine Auszeit für ein Gebet? Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag in der Fastenzeit ganz bewusst eine kleine Aufmerksamkeit zu verschenken. Einen aufmunternden Foto-Gruß per WhatsApp, ein liebes Telefonat, ein paar Zeilen oder einen kleinen Spaziergang mit jemandem, der das eigentlich gar nicht von mir  erwartet. Denn Gott will nicht, dass wir einsam und alleine durch unser Leben gehen. Wenn wir in den Augen des Anderen aber Gott selber erkennen, sind wir dem Himmel und Ostern schon sehr nahe.

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln