Start der Kölner Orgelfeierstunden im Kölner Dom - Mitschnitt hier

Über Planeten und Notre-Dame

Ein fantastischer Raum, meisterhafte Musik und Orgelvirtuosen aus aller Welt: die Orgelfeierstunden ziehen jedes Jahr zehntausende Zuhörer im Sommer in den Kölner Dom. DOMRADIO.DE präsentiert den diesjährigen Auftakt nun im Video.

Kölner Domorganist Professor Winfried Bönig / © Tomasetti (DR)
Kölner Domorganist Professor Winfried Bönig / © Tomasetti ( DR )

Das erste Werk, das bei den Orgelfeierstunden erklang, sollte für Gänsehaut sorgen: Prof. Dr. Winfried Bönig hatte die Komposition "Cathédrales" von Louis Vierne ausgesucht. Dieser war bis 1937 Organist an der Pariser Notre Dame-Kathedrale, also an der berühmten Orgel, die wie die mittelalterlichen Glasmalereien den verheeren Großbrand der gotischen Kathedrale am 15. April 2019 fast unbeschadet überstanden hat.

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Gedenken an Notre-Dame

Genau wegen des Brand- und Katastrophenschutzes sind Klappstühle im Dom seit einigen Jahren nicht mehr erlaubt – die hatten die Besucher der Orgelfeierstunden früher oft selbst mitgebracht, da der Dom meistens hoffnungslos überfüllt war und so die Zuhörer an jeder Ecke im Dom sitzend die Orgelmusik genießen konnten. Dass die Orgelfeierstunden auch im 59. Jahr ihres Bestehens so erfolgreich sind, erklärt sich Domorganist Bönig auch mit der langen Tradition: "Manche erzählen mir, dass sie schon mit ihrem Vater vor Jahrzehnten hierhergekommen sind und jetzt immer noch kommen, es ist ein sehr gewachsenes Publikum."

Die Damen singen vom Dachboden des Domes

Der Mädchenchor am Kölner Dom unter der Leitung von Domkantor Oliver Sperling hatte einen ungewöhnlichen Auftritt. Beim Chorwerk "Even when he is silent" von Kim Andre Arnesen sangen sie vor dem Vierungsaltar. Doch dann entschwanden die jungen Sängerinnen auf den Dachboden des Domes. Aus weiter Ferne hörte man sie am Ende des Zyklus' "Die Planeten" von Gustav Holst. Das ist eigentlich eine Orchesterkomposition, die außerhalb von Deutschland sehr populär ist.

Der "Mystiker" verklingt im All

Von ihr gibt es eine Orgelversion, die genau wie das Original von 1916 die damals bekannten Planeten des Sonnensystems musikalisch beschreibt – und zwar in mystischen Charakterisierungen, die den Planteten zugeschrieben werden, wie etwa "Krieg", "Frieden" oder "Freude". Der Planet Neptun wird als "Mystiker" bezeichnet. Für diesen Effekt sang der Mädchenchor verborgen aus der Höhe, in der Partitur ist vermerkt, dass der Chor nicht zu sehen sein soll. Bei der Orgelfeierstunde verhallte der Gesang durch das Schließen der entsprechenden Tür zum Dachboden des Domes gedanklich in den Fernen des Alls.

Musikalisches Gedenken an das verheerende Feuer von Notre Dame, vorzügliche Chormusik und fantastische Orgelklänge – die diesjährigen Orgelfeierstunden haben vielversprechend begonnen.


Quelle:
DR