Paralympische Sommerspiele in Rio

Was zählt, ist die Leistung

Emotional, stark und sportlich: Die Paralympischen Spiele gelten mittlerweile als die zweitgrößte Sportveranstaltung nach Olympia. Hier lässt der Sport die Behinderung der Athleten vergessen und setzt den Fokus auf ihre Leistungen. Ab dem 7. September treten in Rio mehr als 4.000 Sportler mit Behinderung in 22 verschiedenen Sportarten gegeneinander an.

Handbiker Alessandro Zanardi  / © Facundo Arrizabalaga (dpa)
Handbiker Alessandro Zanardi / © Facundo Arrizabalaga ( dpa )

Angefangen hat alles in England. In London fanden 1948 die zweiten Olympischen Spiele statt. Zur gleichen Zeit gab es die Internationalen "Stoke Mandeville Games". Die ersten sportlichen Wettkämpfe für Menschen mit Behinderung. Veranstaltet wurden die von dem deutsch-jüdischen Arzt Ludwig Guttmann, der sich im Krankenhaus von Stoke Mandeville um Kriegsversehrte kümmerte. Guttmann war von der rehabilitierenden Kraft des Sportes überzeugt und setzte sich weiter für die Athleten ein, bis 1960 in Rom sein großer Traum in Erfüllung ging: Die ersten paralympischen Spiele. Insgesamt kämpften 400 Athleten in acht verschiedenen Sportarten.

Besondere Disziplinen

Neben den olympischen Disziplinen wurden spezielle Sportarten entwickelt, wie zum Beispiel Goalball. Seit den 70er Jahren ist diese Disziplin fester Bestandteil der Paralympics. Bei dem Spiel für blinde Menschen sind ein gutes Gehör und ein Gespür für den klingelnden Ball wichtig, denn Ziel dieses Mannschaftssportes ist es, den Ball in das gegnerische Tor zu werfen.  

In Rio feiern dieses Jahr die Sportarten "Para-Kanu" und "Para-Triathlon" Premiere. Das Kanu wird für den Sportler zum Beispiel mit einem besonderen Sitz oder Paddel angepasst. Beim Para-Triathlon müssen die Athleten schwimmen, Radfahren und laufen.

"Urgesteine" der Paralympics

Bei dem Sportevent zählt aber vor allem eines: Die Leistung und natürlich der Weg auf das Siegertreppchen. Die erfahrene Speerwerferin Martina Willing hat es schon mehrfach dahin geschafft. Seit mehr als 30 Jahren ist die blinde und querschnittsgelähmte Leistungssportlerin bei paralympischen Wettbewerben und Meisterschaften erfolgreich und hat bisher über 65 internationale Medaillen gewonnen.

Rio und seine Gegensätze

Neben den sportlichen Wettkämpfen blicken wir aber auch mit dem katholischen Lateinamerikahilfswerk Adveniat auf den Austragungsort dieser 15. Paralympischen Sommerspiele. In keiner Stadt liegen Armut und Reichtum näher beieinander als in Rio de Janeiro. Die brasilianische Metropole ist von extremen Gegensätzen geprägt. Die Menschen in den Favelas, den Armenvierteln, haben nur wenige Chancen auf eine umfassende Bildung, gute Arbeit oder gar ein Leben im Wohlstand.

Besonders haben Menschen mit Behinderung einen schweren Stand in Brasilien, denn sie leben abgegrenzt von der Gesellschaft und werden nicht integriert. Die Paralympics sind für den Olympiapfarrer Padre Leandro Lenin aus Rio eine Möglichkeit zu lernen, "wie wir die Menschen besser empfangen und wie wir unsere Städte besser auf sie ausrichten können."