Bundeskanzlerin Angela Merkel in Afghanistan eingetroffen

Überraschender Besuch

Das Bundeswehrcamp im nordafghanischen Kundus ist kurz nach einem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel erneut mit Raketen beschossen worden. Nur etwa 20 Minuten nach der Abreise von Merkel seien zwei Raketen auf das Lager abgefeuert worden. Merkel war am Morgen überraschend zu einem zweitägigen Besuch Afghanistans in Kundus eingetroffen.

 (DR)

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurde das Camp nicht direkt getroffen. Verletzte habe es nicht gegeben. Das Lager war in den vergangenen Monaten mehrfach Ziel von Raketenangriffen. Dies sei ein «latentes Risiko», sagte ein Ministeriumssprecher.

Auf dem Programm der Kanzlerin standen Gespräche mit afghanischen Regionalpolitikern und der Besuch deutscher Ausbildungseinrichtungen für Polizei- und Armeekräfte. Ein Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai ist nicht vorgesehen. Mit Karsai hatte die Kanzlerin aber vor ihrem Abflug telefoniert. Es ist Merkels zweite Afghanistan-Visite in ihrer Amtszeit. Die Reise war aus Sicherheitsgründen vorab nicht angekündigt worden. Merkel wird begleitet von Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU).

Merkels zweite Afghanistan-Visite
Am Sonntag war in Nordafghanistan bereits erneut ein Anschlag auf Bundeswehrsoldaten verübt worden. Verletzt wurde dabei niemand. Etwa sieben Kilometer nordwestlich des Lagers Kundus war am Vormittag am Straßenrand beim Passieren einer deutschen Patrouille des Wiederaufbauteams Sprengstoff gezündet worden. Die Fahrzeuge waren jedoch nicht direkt in die Sprengstofffalle geraten. Durch die Splitterwirkung wurde ein geschütztes Fahrzeug vom Typ Dingo stark beschädigt.

Es ist Merkels zweite Afghanistan-Visite in ihrer Amtszeit. Zuletzt habe die Kanzlerin das Land im November 2007 besucht, sagte Steg. Die Reise war aus Sicherheitsgründen vorab nicht angekündigt worden. Details zum Reiseverlauf und zum Programm des Besuchs wurden nicht genannt. Auch wann Merkel genau zurückkehrt, sagte Steg nicht. Spätestens zur Kabinettssitzung am Mittwoch werde sie wieder in Berlin sein.

Merkel warnt Afghanistan vor Inkraftsetzen des Ehe-Gesetzes
Noch am Sonntag hatte Merkel die afghanische Regierung davor gewarnt, das umstrittene neue Eherecht für Schiiten in Kraft zu setzen. "Dieses Gesetz widerspricht der Gleichberechtigung von Mann und Frau grundlegend und entspricht nicht unseren Wertvorstellungen", sagte Merkel der "Bild am Sonntag". "Die Zusicherung von Präsident Karsai, das Gesetz an das Parlament zurückzugeben, war dringend notwendig."

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Günter Nooke (CDU), erklärte: "Wir müssen unser Engagement in Afghanistan überdenken, wenn Karsai solche archaischen Gesetze verabschiedet." Erklärtes Ziel der Afghanistan-Mission sei auch die Sicherung von Menschenrechten, sagte er der Zeitung. "Deshalb ist es ein Skandal, wenn wir mit unserem Geld Entwicklungen in die falsche Richtung unterstützen."

Nach internationalen Protesten hatte Afghanistans Präsident Hamid Karsai am Samstag zugesagt, das umstrittene Gesetz an das Parlament zur Bearbeitung zurückzugeben. Nach Informationen der "Bild am Sonntag" hatte der britische Premierminister Gordon Brown dies zuvor in einem Telefongespräch vom NATO-Gipfel in Straßburg von Karsai gefordert.