Pflegeeltern für einen minderjährigen Flüchtling

In Vertretung sorgen

Ein Flüchtling als Pflegesohn? Ulrike und Wolfgang haben „Ja“ dazu gesagt. Nicht immer leicht, aber eine gute Entscheidung, finden sie heute.

Flüchtlings-Pflegeeltern (privat)
Flüchtlings-Pflegeeltern / ( privat )

Aufregend war das, als sie Mohammed (Name von der Redaktion geändert) im Jugendamt zum ersten Mal getroffen haben. Ein lieber Junge aus Westafrika, 16 Jahre alt, zierlich, zurückhaltend. Irgendwie hat die Chemie gestimmt, ein paar Wochen später zog der Teenager bei ihnen ein. Platz hatten sie ja genug, die Kinder waren aus dem Haus. Seitdem lebt Mohammed mit in der Wohnung und teilt ihren Alltag. Fast ein Jahr ist das jetzt her, ein Gefühl von Fremdheit ist geblieben.

Während Mohammed am Anfang noch Details seiner Flucht erzählte, von seiner Familie und auch seiner Religion, dem Islam, hat er sich in letzter Zeit immer mehr zurückgezogen. Er sitzt viel alleine in seinem Zimmer, wirkt oft teilnahmslos. Ulrike und Wolfgang wissen manchmal nicht, wie sie sich verhalten sollen, wie sie Mohammed erreichen können. Das Leben mit dem jungen Mann aus der Ferne – es gleicht mehr einer Ko-Existenz von Paralleluniversen, als einem zwanglos heiteren Familiendasein. Bereut haben die Flüchtlings-Pflegeeltern ihre Entscheidung für Mohammed trotzdem nie. „Wir mussten unsere Vorstellung von ‚helfen‘ neu denken“, sagen sie heute. Es bleibt der Wunsch, einen unbegleiteten minderjährigen Flüchtling zu unterstützen. So gut es eben geht.