Ich hab es gern, wenn Nebel liegt

Siegfried Fietz

Manche Leute stehen morgens auf und wissen nicht mal, wo sie am selben Abend sein werden. Unser heutiger Musiker ist hingegen schon bis in den November des nächsten Jahres verplant: Siegfried Fietz. Er spielt an die 150 Konzerte pro Jahr, und das schon seit vielen Jahren. Er gehörte zur ersten Generation christlicher Popmusiker, hatte in den 60er Jahren mit seinen Kumpels einfach keine Lust mehr auf Choräle in der Kirche und versuchte sich zunächst mit amerikanischen Spirituals. Problem war nur: Er und seine Jungs verstanden nicht so richtig, was sie da sangen, also fingen sie automatisch an, eigene Lieder über ihren Glauben zu schreiben. Am Anfang waren die sehr laut und rebellisch, heute klingt Siegfried Fietz eher wie ein gemütlicher Märchenonkel.

 (DR)

Das liegt an seinem gewachsenen Glauben, aber bestimmt auch an seiner seriösen Musikausbildung. Erst kamen die Beatles, dann sein klassisches Kompositionsstudium, und heute verschmelzen beide Bereiche miteinander. Er spielt Gitarrensongs wie ein Popmusiker, aber manche Harmonien erinnern eben auch an klassische Musik. Das Texten überlässt er meist Anderen, Siegfried Fietz konzentriert sich dann eben auf die musikalische Umsetzung, wenn man ihm spannende Themen vorlegt.

Für sein aktuelles Album hat der Dichter Detlev Block geschrieben, zum Beispiel über das Gefühl, wenn man morgens aus dem Haus geht, und draußen ist noch alles voller Nebel. Siegfried Fietz besingt diesen meditativen Moment, der einen dazu zwingt, auf sich selbst zu schauen, weil alles Andere um einen herum eben plötzlich verschleiert ist. Der Nebel erfüllt die gleiche Funktion, die Siegfried mit seiner Musik bedient: Zur Ruhe kommen, sich besinnen, das Leben mal wieder neu und intensiv wahrnehmen. Und die religiöse Deutung des Nebels heißt dann: "Gott zieht den Vorhang leise zu, um ganz allein mit Dir zu reden". Siegried Fietz und "Ich hab es gern, wenn Nebel liegt".

Autor: Daniel Hauser