Grüner

Sarah Kaiser

Wenn man Bilder für sie finden müsste, dann vielleicht solche: Ein verrauchter Kellerraum, schummriges Licht, in sich gekehrte Musiker hinter ihren Instrumenten, in ihrem Mund vielleicht noch irgendetwas Rauchendes, das Publikum nickt verständnisvoll mit, und am Bühnenrand steht sie: Die Sängerin dieser Jazz-Combo. Hochtalentiert, die Lässigkeit in Person, manchmal vielleicht auch etwas lasziv. Sind das Orte, an denen man christliche Botschaften erwarten würde? Vielleicht nicht, aber zum Glück ist Jazz im Jahre 2010 ja auch in ganz anderen Spielarten denkbar.

 (DR)

Diana Krall, Norah Jones und Jamie Cullum verkörpern Jazzer, die sich nicht hinter ihrem Genie verstecken, sondern sich einem Publikum öffnen wollen, das "Jazz" vielleicht noch nicht mal buchstabieren kann. Sarah Kaiser aus Berlin hat Ähnliches vor, aber sie ist noch mutiger, singt Jazz in deutscher Sprache, und das, ohne ein Abklatsch von den klischeehaften Ansätzen von Barbara Schöneberger, Roger Cicero und Co. zu liefern. Sarah Kaiser weiß, was sie kann.



Sie weiß, was sie glaubt, und sie hat sich überlegt, wie sie das in eine eigene Form gießen soll. "Grüner" heißt ihr Album und auch der Song, den wir gleich hören werden. Es geht um Zufriedenheit, das Gefühl von Glück, Neid, Eifersucht und gescheiterten Ansprüchen. Für eine gläubige Christin wie sie: Alles Dinge, die eine gesunde Haltung verlangen und auf das Gewolltsein des Menschen durch Gott anspielen, das einem doch zumindest die Ruhe verleihen sollte, sich nicht an dem grüneren Gras des Nachbarn aufzuhalten. "Grüner" vom gleichnamigen Album von Sarah Kaiser.