BWV 66

Bachkantate am Ostermontag

Bei der Kantate, die Johann Sebastian Bach für den heutigen Ostermontag komponiert hat, würde man heutzutage von einer Cover-Version sprechen. Das heißt: Bach hat eine bereits vorhandene Musik übernommen und einfach mit einem neuen Text versehen. Allerdings - und das unterscheidet die Kantate dann doch von der Mehrzahl anderer Coverversionen - hat Bach die Musik nicht von einem anderen Musiker übernommen, sondern von sich selbst. Ursprünglich handelte es sich nämlich bei dieser Kantate um eine Köthener Glückwunschkantate. Bach hat sie 1718 anlässlich eines Geburtstages komponiert. Sechs Jahre später hat er die Musik dann in Leipzig wieder aus der Schublade geholt, einige kleine musikalischen Änderungen vorgenommen, ansonsten aber alles gelassen, wie es war und den weltlichen Geburtstagstext durch einen geistlichen Ostertext ersetzt. Fertig war die Kantate zum Ostermontag.

 (DR)

Ganz klar: Auf Dauer hat diese Kantate dann Bachs eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden können und so hat sie der Thomaskantor einige Jahre später komplett umgearbeitet.



Auf jeden Fall hatte der Dichter zunächst die Aufgabe, einen Ostermontags-Kantatentext auf eine vorhandene Musik zu schreiben. Nicht ganz einfach, denn normalerweise entsteht erst der Text, dann die Musik. Und so hat er sich mit einigem Geschick aus der Affäre gezogen: Der ursprüngliche Schlusssatz wurde durch einen Choral ersetzt und an den Anfang der Kantate gestellt .

Den Inhalt dieses Satzes bilden Jubel und Dank über die Auferstehung Christi:



Ganz im Zeichen von Jubel und Dank stehen auch die beiden folgenden Sätze. Zum einen das kurze Rezitativ, dann aber auch die prächtige Bass-Arie, die ihre tänzerische Bewegtheit aus dem weltlichen Urbild übernommen hat. Aus dem Holzbläser- und Streichersatz treten immer mal wieder Oboe und Violine miteinander konzertierend hervor.



Nun folgt ein Duett-Rezitativ mit Arioso-Einschub und ein Duett zwischen "Furcht" und "Hoffnung". Von der Form her beruht dieser Satz auf dem Prinzip der Imitation, d.h.: Eine Stimme setzt etwas später ein und imitiert die vorangegangene Stimme:



Ganz anders von der Gestaltung her ist jetzt der 5. Satz. Auch dieser Satz ist zwar ein Duett, aber hier verwendet Bach nicht mehr das Prinzip der Imitation, sondern dieser Satz ist im wesentlichen homophon gestaltet.



Die Kantate endet mit der 3. Strophe des mittelalterlichen Osterlieds "Christ ist erstanden".



Kantate BWV 66: "Erfreut euch, ihr Herzen".

Knabenchor Hannover, Collegium Vocale Gent, Leonhardt-Consort,
Leitung: Gustav Leonhardt.



Quelle: Alfred Dürr: Die Kantaten von Johann Sebastian Bach. Bärenreiter 1995.