BWV 5 - 19. So. n. Trinitatis

Bachkantate am 18. Oktober 2009

Zugrunde liegt der Kantate, die Johann Sebastian Bach für den heutigen 19. Sonntag nach Trinitatis komponiert hat, das 11strophige Lied von Johann Herrmann "Wo soll ich fliehen hin". Anfangs- und Endstrophe dieses Kirchenliedes wurden unverändert beibehalten, die anderen Strophen in recht freier Weise umgedichtet.

 (DR)

Inhaltlich bildet das Jesuswort zu dem Gichtbrüchigen "deine Sünden sind dir vergeben" den Anknüpfungspunkt der Kantate. Dieses Jesuswort weckt das eigene Sündenbewusstsein und mündet in der Zuversicht, dass Jesus nicht nur dem Gichtbrüchigen, sondern mit seinem Opfertod allen Menschen die Sünden weggenommen hat. So wenden die ersten drei Sätze allmählich den Blick von der ausweglosen Lage des Sünders auf den Sühnetod Jesu. So heißt es zum Beispiel im dritten Satz, der Arie des Tenor: Ergieße dich reichlich, du göttliche Quelle, ach walle mit blutigen Strömen auf mich!" Unüberhörbar die Anspielung auf den Kreuzestod. Ein viertöniger, abwärtsgerichteter Tonleiterausschnitt dient zur Charakterisierung dieser reichlich fließenden Quelle.

Den eigentlichen Umschwung bringt jetzt der 4. Satz. Indem Bach diesen Satz mit der von der Oboe gespielten Melodie kombiniert, hebt er den Satz hervor, der inhaltlich die entscheidende Wendung von der Verzweiflung zum Trost bringt.

Durch diesen Trost, durch diese Zuversicht findet der Mensch jetzt auch die Kraft, sich gegen den Satan aufzulehnen. Davon ist im 5. Satz, der Bassarie, die Rede. War die Arie des dritten Satzes geprägt vom Bild der "göttlichen Quelle" voll Blut, das die Sündenflecken abwäscht, wählt der Textdichter jetzt hier das Bild des tobenden "Höllenheeres", dessen Lärmen auf Geheiß des gläubigen Christen plötzlich verstummen muss, wenn dieser ihm Jesu Blut entgegenhält.

Im sechsten und siebten Satz jetzt die Bitte des einzelnen Christen an Gott: Christi Tod möge auch ihm die ersehnte Erlösung bringen. Und mit dieser Bitte endet das Werk, das zum ersten Mal im Jahre 1724 aufgeführt wurde.  

Kantate BWV 5 "Wo soll ich fliehen hin".
Wiener Sängerknaben, Concentus musicus Wien,
Leitung: Nikolaus Harnoncourt.


Quelle/ Literatur: Alfred Dürr: Die Kantaten Johann Sebastian Bachs. Bärenreiter, 1995