BWV 45

8. So. n. Trinitatis

Die Kantate, die Johann Sebastian Bach für den heutigen 8. Sonntag nach Trinitatis komponiert hat, trägt die Überschrift: "Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist".

 (DR)

Und mit diesen Worten, mit der die Kantate beginnt, knüpft der uns unbekannte Textdichter an die Worte des Propheten Micha an, bei dem es heißt: "Es ist dir gesagt worden, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir erwartet: Nichts anderes als dies: Recht tun, Güte und Treue lieben, in Ehrfurcht den Weg gehen mit deinem Gott." Gleichzeitig knüpfen diese Worte an die Worte Jesu des Sonntagsevangeliums an, denn da heißt es: "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen". In der Dichtung wird dieser Gedanke - Gott macht den Menschen seinen Willen bekannt und verlangt von ihnen dessen Erfüllung - weiter ausgeführt. Der Eingangschor ist eines jener großartigen Beispiele für die vielgestaltigen Chöre Johann Sebastian Bachs.



Die Kantate selbst ist zweigeteilt: Teil 1 wurde vor der Predigt aufgeführt, Teil zwei danach. Und so gruppieren sich zwei Rezitative und zwei Arien symmetrisch um das neutestamentliche Bibelwort, das zugleich Zentrum des Werkes und den Beginn des II. Teils bildet. Der Solobass soll hier die Stimme Christi darstellen. In lebhaften Sechzehntelbewegungen begleiten die Streicher die Solostimme und verleihen so den drohenden Worten leidenschaftlichen Nachdruck.



Auch in den Sechzehntelfiguren der nun folgenden zweiten Arie scheint noch etwas von dieser Bewegtheit des Arioso nachzuschwingen. Und doch bildet die geringstimmige Besetzung mit Soloflöte zu Alt und Continuo einen beträchtlichen, durch den trostvollen Text unterstrichenen Kontrast zu den vorhergehenden Sätzen:



Noch nüchterner wird die Kantate in den überwiegend klaren Dur- Harmonien des jetzt folgenden Rezitativs und des Schlusschorals, der dem strengen Charakter des II. Kantatenteils einen gelösten Ausgang verleiht.



Und dieser letzte Satz ist 2. Strophe des Liedes "O Gott, du frommer Gott", das Johann Heermann 1630 komponiert hat. Der Inhalt der Kantate lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Gott fordert nicht nur die Erfüllung seines Willens, sondern er hat auch versprochen, seinen Beistand dazu zu leisten, dass der Mensch diesen Willen erfüllen kann.



BWV 45: "Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist".
Knabenchor Hannover, Leonhardt Consort, Leitung: Gustav Leonhardt.



Quelle: Alfred Dürr: Die Kantaten von Johann Sebastian Bach. Bärenreiter 1995.