BWV 3

2. So. n. Epiphanie

Zur Zeit Johann Sebastian Bachs war am heutigen Sonntag im Gottesdienst das Evangelium von der Hochzeit zu Kanaa zu hören. Folgendes wird berichtet: Der Wein geht bei der Feier zur Neige und Maria bittet Jesus, dem Hochzeitspaar aus dieser Peinlichkeit zu helfen. Und so wandelt Jesus Wasser in Wein.

 (DR)

Zur Grundlage seiner Kantate "Ach Gott, wie manches Herzeleid", wählt Bach das 18 strophige Lied von Martin Moller, das dieser nach dem lateinischen "Jesus dulcis memoria" 1587 komponiert hat. Jesus wird als Trost und Helfer in der Not besungen. Und diese Kernaussage ist auch der einzige Bezug zwischen Lied und Evangelientext.



Bach komponiert den Eingangschor als bewegtes Klagelied. Unter den Streichern dominiert die 1. Violine, die die Oboen vielfach mit Seufzerfiguren begleitet, während die übrigen Streicher einen Untergrund ruhender oder auch kurz eingeworfener Akkorde bilden.



Der zweite Satz ist als Choral mit einem den Liedzeilen zwischengeschaltetem Rezitativ gestaltet, das nacheinander Tenor, Alt, Sopran und Bass zufällt. Auch dieser Satz hat noch etwas klagendes und fragendes: Wo soll ich mich denn wenden hin? heißt es im Text.



Der folgende dritte Satz, die Arie, ist nur vom Continuo begleitet. Jeder seiner Gesangsabschnitte spiegelt den textlichen Kontrast wider, von dem der Satz beherrscht: Höllenangst und Freudenhimmel: Einem stark chromatisch geprägten Beginn folgt jeweils ein gefälliger, diatonischer Ausgang.



Ein Rezitativ führt zum Duett, dessen Begleitstimme aus den zusammengefassten Oboen und der 1. Violine gebildet wird. Wiederum fällt die einheitliche Thematik auf: Im Eingangsteil erklingt eine höchst charakteristische, vom Continuo mit rhythmischen Figuren kontrapunktierte Melodik, deren Bewegungen vielleicht als Kreuzfiguren zu interpretieren sind, angeregt durch die Textworte im Mittelteil: "Mein Kreuz hilft Jesus tragen":



Ein einfacher Choralsatz beendet dieses von der Gestaltung her sehr beeindruckende Werk.
BWV 3 "Ach Gott, wie manches Herzeleid". Wiener Sängerknaben, Concentus musicus Wien, Leitung: Nikolaus Harnoncourt.





Quelle/ Literatur: Alfred Dürr: Die Kantaten Johann Sebastian Bachs. Bärenreiter, 1995