BWV 28 - 1. Sonntag nach Weihnachten

Bachkantate am 28. Dezember 2008

"Gottlob! Nun geht das Jahr zu Ende", so hat Johann Sebastian Bach seine Kantate für den heutigen 1. Sonntag nach Weihnachten überschrieben. Und in der Tat: Am Mittwoch ist schon wieder Silvester. Den Text hat Erdman Neumeister geschrieben, inhaltlich knüpft die Kantate nicht wie sonst üblich an die Lesungen des Tages an, sondern lenkt den Gedanken auf den Jahreswechsel. Der Dank an Gott für das im alten Jahre empfangene Gute, steht im Mittelpunkt. Gleichzeitig die Bitte, dass Gott seiner Gemeinde auch im kommenden Jahr seinen Segen erhalten möge.

 (DR)

Bachs Komposition zeichnet sich durch einen ganz besonderen Formenreichtum aus: Kein Satz gleicht auch nur annähernd dem anderen. So ist die Eingangsarie als ein tänzerisch-fröhliches "Danklied" komponiert.

Der Aufforderung, ein Danklied anzustimmen, folgt nun der Chor, sozusagen in Stellvertretung für die versammelte Gemeinde. Der motettische Choralsatz über die 1. Strophe des Liedes "Nun lob, mein Seele, den Herren" trägt die Liedmelodie in langen Notenwerten in der Oberstimme vor, während die drei Unterstimmen dazu den Kontrapunkt bilden.

Der 3. Satz, ein Zitat aus dem Buch des Propheten Jeremia, ist ein Bass-Rezitativ. Und es ist sozusagen Christus selbst, der hier spricht. Denn wenn Bach die Bassstimme für ein Rezitativ wählt, will er damit fast immer zum Ausdruck bringen, dass dies die Worte Christi sind.

Ein streicherbegeleitetes Tenor-Rezitativ führt zu dem sehr reizvollen Duett "Gott hat uns im heurigen Jahre gesegnet", wiederum von Bach als Continuo-Satz gestaltet. Vom Inhalt her der Dank für den Segen im zurückliegenden Jahr und gleichzeitig die Bitte, "Er woll auch ein glückliches neues Jahr geben" wie es im Text heißt:

Die letzte Strophe des Neujahrsliedes "Helft mir Gottes Güte preisen", das Paul Eber um 1580 geschrieben hat, beendet in schlichtem vierstimmigem Satz das Werk.

BWV 28: "Gottlob! Nun geht das Jahr zu Ende"
Wiener Sängerknaben, Concentus musicus Wien,
Leitung: Nikolaus Harnoncourt.

Quelle/ Literatur: Alfred Dürr: Die Kantaten Johann Sebastian Bachs. Bärenreiter, 1995