BWV 157

Bachkantate am 20. März 2011

Für jeden Sonn- und Feiertag musste Johann Sebastian Bach zu seiner Leipziger Zeit eine eigene Kantate schreiben. Ausgenommen waren nur die Advents- und die Fastenzeit. Dem Charakter dieser Zeit entsprechend gab es keine Musik in den Leipziger Kirchen.

 (DR)

Dennoch müssen wir heute nicht auf eine Bachkantate verzichten, denn Bach hat zahlreiche Kantaten geschrieben, ohne sie einem festen Sonntag zuzuordnen.

So auch die Kantate BWV 157: "Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn".



Am 31. Oktober 1726 war der Kammerherr Johann Christoph von Ponickau im Alter von 75 Jahren gestorben. Er war eine hochangesehene Persönlichkeit gewesen und hatte sich um Sachsen vielerlei Verdienste erworben. Ob er unmittelbare Beziehungen zu Bach gehabt hat, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall hat der Textdichter Christian Friedrich Henrici, besser bekannt unter dem Pseudonym Picander, ein Trauergedicht auf seinen Tod geschrieben und unmittelbar anschließend den Text der Bachkantate "Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn." Uraufführung war der 6. Februar 1727.



Der freien Textdichtung geht eine Stelle aus dem Buch Genesis voraus. Das Wort nämlich, das Jakob zu dem Engel sagt, der ihm entgegentritt: "Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest". Dieses Wort wird jedoch in der Kantate als an Jesus gerichtet verstanden und ausgelegt. Und so schildert die Musik auch nicht den Kampf zwischen Jakob und dem Engel, sondern das Flehen des Bittenden:

Die nachfolgende Arie malt mit barocker Anschaulichkeit das Festhalten an Jesus mit langgehaltenen Tönen, daneben aber auch das beherzte Zufassen des Glaubens. Dieses wird durch die schnell nach oben strebenden Noten dargestellt.



Auf ein Rezitativ folgt die zweite Arie, die den Blick auf den Tod wendet. So heißt es im Text: "So geh ich auch zum Himmel ein". Auch hier ist der Segen bei dem, der nicht von Jesus lässt. Das anschließende Rezitativ ist in die Arie miteinbezogen und dadurch entsteht eine besonders kunstvolle Form. Darüber hinaus erweckt der ganze Satz eine freudig sichere Zuversicht.



Den Abschluss bildet die letzte Strophe des Liedes "Meinem Jesum lass ich nicht", das Christian Keymann 1658 komponiert hat. Bach vertont diesen Satz als schlichten, dennoch stärker als gewöhnlich polyphon aufgelockerten Chorsatz.



BWV157: "Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn".

Tölzer Knabenchor, Collegium Vocale Gent, Leonhardt-Consort,

Leitung: Gustav Leonhardt.



Quelle: Alfred Dürr: Die Kantaten von Johann Sebastian Bach. Bärenreiter 1995.