BWV 13 - 2. Sonntag nach Epiphanie

Bachkantate am 16. Januar 2011

Die Kantate, die Johann Sebastian für den heutigen 2. Sonntag nach Epiphanie komponiert hat, wurde am 20. Januar 1726 zum ersten Mal aufgeführt. Titel: "Meine Seufzer, meine Tränen". Ihre Besetzung ist im Hinblick auf die Instrumente besonders reizvoll: Außer den üblichen Streichern kommen noch 2 Blockflöten und eine Oboe da caccia zum Einsatz. Der Chor hingegen hat kaum was zu tun: Er tritt nur im Schlusschoral hinzu. Möglicherweise aber hat Bach auch ganz auf einen Chor verzichtet und diesen Schlusschoral von vier Solisten singen lassen.

 (DR)

Der Text der Kantate stammt aus der Feder Georg Christian Lehms und dieser lehnt sich an das Evangelium des Sonntags an, indem von der Hochzeit zu Kanaa berichtet. Jesus ist gemeinsam mit seiner Mutter zu einer Hochzeitsfeier eingeladen und auf einmal geht der Wein aus. Da bittet Maria Ihren Sohn Jesus, etwas zu tun und einzugreifen, damit die Hochzeit nicht peinlich endet. Jesus antwortet ihr: "Meine Stunde ist noch nicht gekommen." Und genau diesen Satz greift der Textdichter auf und zieht daraus die Folgerung: Wenn Gottes Hilfe auch im Augenblick noch nicht sichtbar ist, so darf ich doch darauf vertrauen, dass Gott mir Trost schicken will.



Bachs Vertonung lässt erkennen, wie sich die Phantasie des Barockmusikers vor allem an den Textstellen entzündet, die von Seufzen und Schmerz handeln. So ist die Eingangsarie ein Klagegesang im wahrsten Sinne des Wortes.  Die Singstimme malt sinnfällig den "Weg zum Tode", indem sie schrittweise in die Tiefe hinabsinkt.



Auch das anschließende Rezitativ dringt an seinem Schluss mit einer ausdrucksvollen Koloratur auf das Wort "flehen" in chromatisch-ariose Bereiche vor.

Im folgenden Choral sind nur die Streicher selbständig geführt. Die Holzbläser tragen zusammen mit dem Alt die Liedweise in schlichten, unverzierten Noten vor. Die belebten Streicherfiguren in freudigem F-Dur drücken die Hoffnung auf den versprochenen Beistand Gottes aus, auch wenn der Text davon spricht, dass noch keine Hilfe erkennbar sei.



Ein schlichtes Rezitativ führt hin zur zweiten Arie. Bach setzt hier das "Ächzen und erbärmlich Weinen", von dem im Text die Rede ist, auf einzigartige Weise in Musik um.  Und so wie in der ersten Arie der Weg zum Tod durch einen Abwärtsgesang dargestellt wurde, erklingt nun auf die Worte "gen Himmel" in der Singstimme ein Oktavsprung nach oben. Wie so oft, so lässt Bach auch diese Kantate mit einem schlichten vierstimmigen Choralsatz enden.



In seinem Gesamtaufbau ist die Kantate zweigeteilt. Der erste Teil, die ersten drei Sätze, schildern die Hoffnungslosigkeit des scheinbar von Gott Verlassenen, der zweite Teil ist die Zuversicht dessen, der auf Gottes Hilfe hofft. Jeder Teil wird durch eine Choralstrophe beschlossen. Ob die beiden Teile der Kantate auch getrennt voneinander aufgeführt wurden, also vor der Predigt Teil eins, Teil zwei dann danach, ist wenig wahrscheinlich. Dafür sind die Teile insgesamt etwas zu kurz.



BWV 13: "Meine Seufzer, meine Tränen".

Knabenchor Hannover, Leonhardt-Consort, Leitung: Gustav Leonhardt.



Quelle: Alfred Dürr: Die Kantaten von Johann Sebastian Bach. Bärenreiter 1995.