5. Sonntag nach Epiphanie - BWV 144

Bachkantate am 08. Februar 2011

"Nimm was dein ist, und gehe hin": So die Überschrift der Kantate Bachwerkeverzeichnis 144, die Bach im Jahr 1724, seinem ersten Jahr als Thomaskantor in Leipzig aufgeführt hat. Der Dichter knüpft an die Evangelienlesung vom Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg an: Der Weinbergsbesitzer heuert zu verschiedenen Tageszeiten Arbeiter für seinen Weinberg an. Der eine beginnt früh am morgen, der andere erst gegen Mittag. Als dann am Abend jeder denselben Lohn bekommt, stößt das zum Teil auf Unverständnis und Widerstand. Diesem Gleichnis entnimmt der Kantatendichter jedoch die nur ein wenig oberflächliche Mahnung, man solle Genügsamkeit üben, sich mit seinem Los zufrieden geben und sich Gottes Willen fügen.

 (DR)

Untypisch für die Kantate: Bach verzichtet weitgehend auf das konzertante Element. Der Eingangssatz ist als eine Motettenfuge gestaltet, die sich vor allem durch ihre hervorgehobene Deklamation  auszeichnet.



Die folgende Arie hat demgegenüber einen stark homophonen Charakter und erinnert etwas an einen Tanz, an ein Menuett. Sich wiederholende Achtel in den Begleitstimmen machen das Murren hörbar, von dem der Text in Anlehnung an das Evangelium spricht. Da heißt es: "Da begannen Sie über den Gutsherren zu murren, und sagten: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Arbeit und die Hitze ertragen".



Ein einfacher Choral, die erste Strophe des Liedes "Was Gott tut, das ist wohlgetan", das Samuel Rodigast 1675 komponiert hat, wirkt gliedernd als Abschluss der ersten Hälfte, die wohl vor der Predigt aufgeführt wurde.



Im Anschluss an die Predigt folgte dann der zweite Teil, der mit einem Rezitativ beginnt und den Choral in den Schlussworten aufnimmt und so die Brücke zum ersten Teil der Kantate schlägt.



Der 5. Satz ist als Sopran-Arie gestaltet und in diesem Satz kommt nun auch das konzertierende Prinzip zu seinem Recht. Die inhaltliche Kernaussage: Selbst die größte Traurigkeit kann durch Genügsamkeit zum Vergnügen gewandelt werden.



Die 1. Strophe des Liedes "Was mein Gott will, das gscheh allzeit" von Herzog Albrecht von Preußen beendet die Kantate mit einem einfachen Choralsatz.



BWV 144 "Nimm, was dein ist, und gehe hin".

Knabenchor Hannover, Collegium Vocale Gent, Leonhardt-Consort.

Leitung: Gustav Leonhardt.





Quelle/ Literatur: Alfred Dürr: Die Kantaten Johann Sebastian Bachs. Bärenreiter, 1995