23. Sonntag nach Trinitatis

BWV 163

Der Text der Kantate für den heutigen Sonntag stammt von Salomon Franck. Er hat ihn im Jahr 1715 geschrieben, um im selben Jahr am 24. November hat Bach die Kantate für den heutigen 23. Sonntag nach Trinitatis zum ersten Mal aufgeführt. "Nur jedem das Seine", so ist die Komposition überschrieben. Der Inhalt knüpft eng an das Evangelium des Sonntags an: Die Frage der Pharisäer an Jesus, ob es recht sei, dass man dem Kaiser Steuern zahle oder nicht? Die Eingangsarie ist sozusagen die Paraphrase der Antwort Jesu.

 (DR)

Ein Rezitativ leitet zur zweiten Arie des Werkes über. Das Herz ist die "Zinsemünze", die wir Gott schuldig sind. Doch leider ist oft nicht Gottes Bild, sondern ein falsches Bild, nämlich das des Satans, auf die Münze, also das Herz geprägt.  Das ist die Kernaussage des Rezitativs. Die Bassarie führt jetzt diesen Gedanken weiter. Weil die Münze entwertet ist, wird Gott gebeten, sein Bild dem Herzen neu aufzuprägen. Auffällig ist die Instrumentation der Arie: Zwei Violoncelli und Continuo, dazu der Baß als Singstimme: Dies dürfte im Arienschaffen Bachs einzigartig sein. Die lebhaften Figuren der beiden Violoncelli verleihen dazu dem Satz einen bewegten, fast ruhelosen Charakter. Angeregt vielleicht durch die Textworte: "Komm, arbeite, schmelz und präge".



Der folgende Satz ist als Duett gestaltet und erinnert streckenweise an einen Kanon. Die inhaltliche Aussage: Der Christ bekennt, dass er das Gute will, es aber aus eigener Kraft nicht vollbringen kann.



Letztlich ist dieses Rezitativ aber nur das Vorspiel für die jetzt folgende Arie, die die Bitte enthält, Gott möge die Kraft dazu geben, das Gute zu tun. Weil es ja eben der Mensch aus eigenem Willen nicht schafft. Musikalisch hat Bach den Satz durch die Melodie "Meinen Jesum laß ich nicht" bereichert, die als instrumentales Zitat zu dem Zwiegesang zeilenweise hinzutritt:



Mit einem schlichten Choralsatz endet die Kantate.



Bachs Komposition setzt den kammermusikalischen Stil fort, der speziell die Weimarer Kantaten des Jahres 1715 kennzeichnet. Das Instrumentarium beschränkt sich auf Streicher und Continuo, ein Chor tritt  nur im Schlusschoral in Erscheinung. Möglicherweise wurde aber auch dieser Abschlusschoral von den vier Solisten allein gesungen.

Uraufführung wie gesagt das Jahr 1715, aber wahrscheinlich hat Bach diese Kantate nicht nur einmal, sondern dann auch in Leipzig, mit einigen Veränderungen, noch mehrmals aufgeführt.



BWV 163: "Nur jedem das Seine." Tölzer Knabenchor, Concentus musicus Wien,

die Leitung hat Nikolaus Harnoncourt.



Quelle: Alfred Dürr: Die Kantaten von Johann Sebastian Bach. Bärenreiter 1995.