21. So. n. Trinitatis

BWV 109

Im Evangelium des heutigen Sonntags steht nach protestantischer Leseordnung die Frage nach dem Glauben im Mittelpunkt. Jesus sagt: "Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sehet, so glaubet ihr nicht". Eingebettet ist diese Aussage in die Erzählung der Krankenheilung. Der königliche Beamte, der zu Jesus kommt und ihn bittet, seinen Sohn zu heilen.
Johann Sebastian Bach hat seine Kantate für den heutigen 21. Sonntag nach Trinitatis überschrieben mit den Worten: "Ich glaube, lieber Herr, hilf meinem Unglauben". In Anlehnung an die Erzählung des Evangelisten, der berichtet, dass der königliche Beamte den Worten Jesu glaubte und sich das Wunder der Heilung ereignete. Musikalisch ist der Eingangssatz auffallend lebendig gestaltet und enthält im Orchester- wie im Chorsatz starke konzertierende Elemente:

 (DR)

Satz 1



Die ganze Kantate steht in der Spannung zwischen Glauben und Unglauben, bzw. Zuversicht und Mutlosigkeit, wie zum Beispiel im zweiten Satz, dem Rezitativ. Musikalisch deutlich gemacht durch den Wechsel von forte und piano. Forte, immer dann wenn die Zuversicht überwiegt, piano, wenn die Mutlosigkeit die Überhand gewinnt.



Satz 2



Im dritten Satz fällt vor allem die starke Dominanz der 1. Violine auf, die das Schwanken zwischen Angst und Hoffen, von dem im Text die Rede ist, durch markante Rhythmik und große Intervallsprünge deutlich macht.



Satz 3



Mit dem 4. Satz, einem kurzen Seccorezitativ, beginnt dann der Teil des Glaubens. Jesus wird, wie er einst Wunder getan hat, auch heute noch die retten, die an ihn glauben, selbst wenn die Erfüllung noch fern zu sein scheint.



Satz 4



Die Begründung für diese Hoffnung und Zuversicht liefert der fünfte Satz, in dem es heißt: "Der Heiland kennt ja die Seinen". Die Freude ist richtig hörbar, die Arie hat fast tänzerischen Charakter:



Satz 5



Den Abschluss der Kantate bildet die 7. Strophe des Liedes von Lazarus Spengler, einem Textdichter des 16. Jahrhunderts: "Durch Adams Fall ist ganz verderbt". Anders als sonst wird der Choral durch Zwischenspiele nach jeder Zeile unterbrochen, zudem ist die Orchesterbegeleitung auffallend aufwendig  gestaltet:



Satz 6



Bachs Komposition ist im Rahmen seines ersten Leipziger Kantatenjahrsgangs zum 17. Oktober 1723 entstanden. Hören wie jetzt diese Kantate für den heutigen 21. Sonntag nach Trinitatis: BWV 109: "Ich glaube, lieber Herr, hilf meinem Unglauben." Es singen und spielen Tölzer Knabenchor und Concentus musicus Wien. Die Leitung hat Nikolaus Harnoncourt.



Daniel Detambel fürs Domradio.

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Hören wir jetzt aus dieser Kantate für den heutigen 21. Sonntag nach Trinitatis: BWV 109: "Ich glaube, lieber Herr, hilf meinem Unglauben ", den fünften Satz, die Arie: "Der Heiland kennet ja die Seinen". Es singen und spielen Tölzer Knabenchor und Concentus musicus Wien. Die Leitung hat Nikolaus Harnoncourt.