20. Sonntag nach Trinitatis - BWV 162

Bachkantate am 05. Oktober 2008

Die Kantate für den heutigen 20. Sonntag nach Trinitatis hat Johann Sebastian Bach in Weimar geschrieben. Sie gehört also zu seinen frühen Werken. Uraufführung war vermutlich der 25. Oktober 1716.

 (DR)

Der Text stammt von Salomon Franck und lehnt sich sehr eng an das Evangelium des heutigen Sonntags an. Da ist nämlich das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl zu hören. Jesus vergleicht das Himmelreich mit dem König, der die Hochzeit seines Sohnes vorbereitet und die Gäste zur Hochzeit rufen lässt. Doch die wollen nicht kommen. Der König gerät in Zorn, lässt ihre Städte in Schutt und Asche legen und lädt an ihrer Stelle Menschen von der Strasse zur Hochzeitsfeier ein.
Und so lautet die Überschrift der Kantate: "Ach! Ich sehe, itzt, da ich zur Hochzeit gehe".

Thema der Kantate ist wichtige Entscheidung, in die der Mensch hineingerät, indem er Gottes Einladung annehmen oder verwerfen kann, eine Lage, die durch die Schlussworte Jesu "viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt" gekennzeichnet ist. So beginnt die Kantate mit einem Hinweis auf diese entscheidende Bedeutung der Einladung Gottes.

Das "Wohl und Wehe" hängt von der Antwort des Menschen ab und so betrachtet der Text im zweiten Satz Gottes große Liebe, die sich in dieser Einladung kundtut. Der zweite Satz: Ein einfach gestaltetes Rezitativ:

Im dritten Satz geht es um die an Jesus gerichtete Bitte des Menschen um das erquickende Lebensbrot, und - im vierten Satz dann - um Hilfe, dass der Gast sich als der Einladung würdig erweise.

Die Kantate schließt in der frohen Hoffnung, dass Gott dem Sünder, den er durch Jesu Tod gerecht gemacht hat, auch nach diesem Leben im Himmel ein Ehrenkleid geben werde.  Den gleichen Gedanken nimmt auch der Schlusschoral auf, die siebte Strophe des Liedes "Alle Menschen müssen sterben", das Johann Rosenmüller 1652 geschrieben hat.

Besonders auffällig an dieser Kantate ist die sehr emphatische, fast schwärmerische Sprache des Textdichters Salomon Franck. Und ganz typisch für ihn: Die Bildung poetischer Gegensätze, wie zum Beispiel "Seelengift und Lebensbrot" oder "Himmelsglanz und Höllenflammen" und natürlich die Verwendung zahlreicher biblischer Bilder. Franck ist ohne Zweifel der originellste und in poetischer Hinsicht wohl stärkste unter den Dichter der damaligen Zeit.

BWV 162: "Ach! Ich sehe, ietzt, da ich zur Hochzeit gehe".
Tölzer Knabenchor, Concentus musicus Wien, Leitung: Nikolaus Harnoncourt.


Quelle/ Literatur: Alfred Dürr: Die Kantaten Johann Sebastian Bachs. Bärenreiter, 1995