14. Sonntag nach Trinitatis - BWV 17

Bachkantate am 05.09.2010

Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem. Da begegnen ihm 10 Aussätzige, die ihn um Erbarmen anflehen. Und: Jesus hat Erbarmen. Alle werden sie geheilt, aber – und das ist im Grunde der Kern der Erzählung - nur ein Geheilter kommt zu Jesus zurück und bedankt sich.

 (DR)

In den Gottesdiensten zur Zeit Johann Sebastian Bachs war am heutigen 14. Sonntag nach Trinitatis diese Begebenheit, so wie sie der Evangelist Lukas berichtet, zu hören. Bach lehnt sich in seiner Kantate sehr an diesen Evangelientext an. Der Kantatendichter betont, dass der Mensch Gott für die erwiesenen Wohltaten Dank schuldet. Überschrift: "Wer Dank opfert, der preiset mich". Die Kantate selbst besteht aus zwei Teilen: Der erste Teil, der vor der Predigt aufgeführt wurde, berichtet von der weltumspannenden Güte Gottes, der zweite Teil handelt von der Pflicht des Christen, Gott dafür zu danken. Dieser zweite Teil war nach der Predigt zu hören.



Der Eingangssatz entstammt dem 50. Psalm. Da heißt es: "Wer Opfer des Lobes bringt, ehrt mich; wer rechtschaffen lebt, dem zeig ich mein Heil".



Gerade dieser Eingangssatz ist besonders großzügig angelegt: Ganze 27 Takte dauert bereits die Einleitungssinfonie. Der danach einsetzende Chor ist in zwei gleichartige Hälften gegliedert, jede Hälfte unterteilt sich dann noch mal in zwei Teile. Schon dieser Eingangssatz zeigt, wie kunstvoll Bach auch diese Kantate gestaltet hat. Das folgende Rezitativ bezieht sich wieder auf ein Wort aus der Bibel, nämlich auf den 19. Psalm. Da heißt es: Ihre Schnur gehet aus in alle Lande.



Dieses Rezitativ bildet das Bindeglied zur ersten Arie der Kantate, deren Gesangspartie wohl mit Rücksicht auf die Länge des Textes auf die sonst übliche Dacapo-Wiederholung verzichtet und dreiteilig angelegt ist. Mit dieser Arie endet der erste Teil der Kantate.



Der zweite Teil der Kantate, der dann nach der Predigt musiziert wurde, beginnt mit einem Wort aus dem Neuen Testament. Dieses Mal jedoch nicht mit einem als Basssolo vertonten Jesuswort, sondern mit einem kurzen Bericht, der als schlichtes Evangelistenrezitativ dem Tenor zufällt. Dieses kurze Rezitativ bildet die Einleitung zur zweiten  Arie, die in liedhafter Melodik die Dankesschuld Gott gegenüber zum Ausdruck bringt. Dabei sind Worte wie "Dank" und "Lob" durch ausgedehnte Koloraturen gekennzeichnet.



Wiederum leitet ein kurzes Rezitativ über zum Schlusschoral, der bei aller Schlichtheit doch ein Muster Bachscher Erfindungsgabe darstellt, so zum Beispiel in den herbstlich anmutenden Klängen auf "der Wind nur drüber wehet".



Der Schlusschoral ist die 3. Strophe des Liedes "Nun lob mein Seel, den Herren", das Johann Gramann 1530 komponiert hat.



BWV 17: "Wer Dank opfert, der preiset mich".
Wiener Sängerknaben, Concentus musicus Wien, Leitung: Nikolaus Harnoncourt.