Kinder brauchen Religion!

Das religiöse Buch für den März

Borromäusverein und Sankt Michaelsbund empfehlen für März das Buch von Georg Langenhorst: Kinder brauchen Religion! Herder Verlag, Freiburg i.Br. 2014, 207 Seiten, 16,99 Euro.

 (DR)

In unserer postmodernen, von Pluralität bestimmten Gesellschaft wird Religion zunehmend als reine Privatsache betrachtet. Entsprechend wird auch die religiöse Erziehung im Raum der öffentlichen Bildung immer stärker hinterfragt oder ganz abgelehnt.

Demgegenüber vertritt der Religionspädagoge Georg Langenhorst in seinem neuen Buch die These, dass Kinder nicht nur ein Recht auf Religion haben, sondern dass sie Religion sogar brauchen. "Brauchen" zwar nicht in dem Sinne, dass sie ohne Religion gar nicht aufwachsen oder keine zufriedenen Menschen werden könnten, aber doch so, dass ihnen ohne Religion eine grundlegende Dimension des Menschseins fehlte. Schließlich stellt die Religion Fragen nach Ursprung, Sinn und Ziel nicht nur jenseits einer einseitigen Festlegung auf das rein Nützliche. Sie beantwortet sie auch zumindest im Sinne von Perspektiven und Handlungsimpulsen. Diese Dimension würde den Kindern gleich doppelt fehlen: sowohl in ihrem aktuellen Kindsein wie in ihrer Entwicklung auf ein eigenständiges Erwachsensein hin.

Religion ist wie Musik

Auf überzeugende Weise stellt der Autor in diesem Zusammenhang einen Vergleich mit der Musik an - ebenfalls nicht schlechthin unverzichtbar für den Menschen, aber doch eine Bereicherung, ohne die zu leben sich keiner mehr vorstellen kann, der sie einmal positiv erfahren hat. Langenhorst weist auf eine weitere Parallele hin: So wie man Musikalität nicht in allgemeiner Weise erlernen kann, ohne ein bestimmtes Instrument zu erlernen, so kann auch eine prinzipielle religiöse Erziehung und Bildung nicht erreicht werden ohne die Beheimatung in einer konkret gelebten religiösen Tradition. Dies ist sinnvollerweise die in der Lebenswirklichkeit der Kinder jeweils vorherrschende.

Kinder brauchen Gott

Nach einer allgemeinen Hinführung zu den pädagogischen, entwicklungspsychologischen und sozialen Voraussetzungen für eine religiöse Erziehung in der heutigen Gesellschaft benennt Georg Langenhorst fünf Grundelemente des religiösen Lernens - im besonderen Hinblick auf das Christentum als die bei uns nach wie vor am meisten verbreitete Religion. Als erstes gelte "Kinder brauchen Gott", und zwar in dem Sinne, dass vor allem Anspruch an den Menschen ein bedingungsloser Zuspruch Gottes zu ihm besteht, dass das Leben zuerst Gabe und dann erst Aufgabe ist. Dieser Zuspruch muss Langenhorst zufolge unbedingt im Zentrum religiöser Erziehung stehen. Es geht darum, Kindern das befreiende Vertrauen zu vermitteln, dass es auch da noch einen Trost, ein letztes Geborgensein bei Gott gibt, wo selbst Erwachsene nicht mehr weiterwissen - sogar über den Tod hinaus.

Kinder brauchen Jesus

Gerade Kindern ist eine solche Vorstellung aber nicht zu vermitteln durch einen abstrakten Gottesbegriff, deshalb gilt zweitens: "Kinder brauchen Jesus". Im Blick auf Jesus von Nazareth als "Gottes Sohn" gelingt dem Menschen ein direkter Zugang zu Gott als "Vater" jenseits aller Dogmen, Katechismen und Morallehren. Aus den Erzählungen über Jesus in den Evangelien können Kinder in idealer Weise lernen zu beten, aber auch mit anderen Menschen Mitgefühl zu haben: "Kinder erfahren religiöse Identität weit mehr als Erzählgemeinschaft und als Ritualgemeinschaft denn als Bekenntnisgemeinschaft." In Ritualen und den Sakramenten wird so für Kinder die Kraft Gottes erlebbar, was Langenhorst unter der Überschrift "Kinder brauchen Be-Geist-erung" darlegt.

Kinder brauchen Gemeinschaft

Über diese inhaltlichen Forderungen hinaus gibt es aber noch zwei weitere wichtige Grundlagen: "Kinder brauchen Gemeinschaft", sie brauchen Vorbilder, an denen sie erfahren können, was eine gelebte Gottesbeziehung im Alltag bedeutet, zunächst natürlich in der Familie, aber auch darüber hinaus. Insbesondere ein gemeinschaftlich erfahrener Jahresfestkreis ist für Kinder zur Rhythmisierung des Lebens von großer Bedeutung. Da Familien heute angesichts der gesellschaftlichen Umstände mit dieser Aufgabe oft überfordert sind, gilt aber auch "Kinder brauchen Religionsunterricht". Um möglichst alle Kinder religiös zu sensibilisieren und zu bilden, ist inzwischen die Schule wohl der geeignetste Raum. Das heißt andererseits aber auch, dass sich der Religionsunterricht heute nicht mehr auf die Vermittlung von Glaubenswissen beschränken darf, er soll Kinder vielmehr immer auch mit Formen gelebten Glaubens bekannt machen.

Ein Buch für alle Eltern

Insgesamt werden in diesem Buch alle prinzipiellen Fragen der religiösen Erziehung und Bildung angesprochen, davon ausgehend aber immer mannigfache Anregungen zur konkreten Umsetzung gegeben, die sich an den heutigen gesellschaftlichen Realitäten orientieren. So eignet sich das Buch keineswegs nur für pädagogisches Fachpersonal, sondern kann im Grunde für alle Eltern und Familien von großem Interesse und hohem Nutzen sein. 


Quelle:
KNA