Start der Händel-Reihe in der Sendung "Musica"

Händels Oratorien im domradio

An diesem Sonntag geht unsere dreiteilige Händel-Sommerreihe los. Ab dem 20. Juli und den folgenden zwei Sonntagen gibt es von Georg Friedrich Händel die Oratorien "Israel in Ägypten" und "Jephta". Ungekürzt und in der Originalsprache Englisch – gesungen und gespielt von so renommierten Ensembles wie dem Rias-Kammerchor oder Taverner Choir and Players.

 (DR)

Georg Friedrich Händel wurde 1685 und damit im gleichen Jahr wie Johann Sebastian Bach geboren - doch ihr Leben hätte unterschiedlicher nicht verlaufen können. Hier der bodenständige Thomaskantor, der kaum umherreiste und Deutschland nie verlies - dort Händel, der schon in jungen Jahren nach Italien fuhr, um sich musikalisch weiterzubilden. Insgesamt erlebte Händel in seiner künstlerischen Laufbahn viele Hoch und Tiefs, mal feierte er Triumphe an der Oper, mal ging er pleite. Der Publikumserfolg war auch bei seinen Oratorien sehr unterschiedlich. Berühmt und beliebt ist bis heute "Der Messias" aus seiner Feder. Aber Händel hat noch deutlich mehr Oratorien geschrieben - nämlich über 20 Werke.

Aus dieser Sammlung sticht die Komposition, um die es heute geht, gerade zu heraus. "Israel in Ägypten" hat eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte und gerade zu eine merkwürdige Besetzung. Zwar gibt es ein Orchester und Chor und dazu Vokalsolisten - aber die haben in dem über zweistündigem Werk vergleichsweise wenig zu singen. Der Chor übernimmt sowohl die Rolle des Erzählers, der die Handlung vorantreibt als auch die Darstellung des Volkes Israel. Entsprechend viel zu singen hat der Chor. Bei den Zeitgenossen Händels kam dieses Oratorium wohl auch nicht zuletzt wegen dieses Umstandes eher durchwachsen an. Doch an der kompositorischen Qualität des Werkes liegt es nicht. Händel schrieb "Israel in Ägypten" 1738. Allerdings schrieb er das Werk von hinten nach vorne. D. h. zuerst entstand der dritte und damit der letzte Teil, den Händel "Moses Lobgesang" nannte. Der Text stammt aus Exodus 15 und erzählt den Jubel Israel nach dem erfolgreichen Durchzug durch das Schilfmeer und das Scheitern der Ägypter, ihnen durch das Meer zu folgen. Dann schrieb Händel den zweiten Teil, der sich mit dem eigentlichen Auszug der Israeliten aus Ägypten beschäftigt. Sehr lautmalerisch beschreibt Händel, wie Gott erst 10 Plagen über die Ägypter kommen lässt, ehe der Pharao bereit ist, die Israeliten gehen zu lassen.

Als Händel den zweite Teil fertig gestellt hatte, war für ihn eigentlich das Oratorium komplett. So schrieb er es zumindest in einem Brief. Dann aber brachte er es doch noch in die damals übliche dreiaktige Form. Dazu fügte er den heute ersten Teil hinzu. Den schrieb er aber nicht eigens neu, sondern übernahm ohne große Änderungen ein früheres Werk und versah es mit einem neuen Text. Ursprünglich hatte Händel diese Musik als Trauermusik ein Jahr früher für das Begräbnis von Königin Caroline geschrieben.

Diese Stückwerkelei bei "Israel in Ägypten" nehmen bis heute viele Dirigenten zum Anlass, das Oratorium nur mit den Teilen zwei und drei aufzuführen. Doch auch wenn sich der erste Teil musikalisch tatsächlich deutlich vom Rest des Werkes unterscheidet - er passt trotzdem gut zur Geschichte. Denn er beschreibt die Trauer des Volkes Israel über den Tod Josephs, durch den Israel überhaupt erst nach Ägypten kommt. An diese Trauermusik fügt sich der zweite Teil an, der beschreibt, wie sich die Lage der Israeliten in Ägypten dramatisch verschlechtert und Mose erwählt wird, um Israel nach Hause ins Gelobte Land zu führen. Der zweite Teil endet mit der bekannten Erzählung vom Zug Israels durch das Schilfmeer, bei dem das Volk trockenen Fußes das andere Ufer erreicht, die nachrückende ägyptischen Streitmacht aber in den zurückflutenden Wasser ertrinkt.

Am folgenden Sonntag gibt es dann den dritten und letzten Teil des Oratoriums zu hören und die beiden ersten Teile des Oratoriums "Jephta". Dieses Werk ist das letzte neu komponierte Oratorium, das Händel vor seinem Tod 1759 noch schrieb.