Eine Musikaliensammlung gibt Einblicke in die Kölner Dommusik im 19. Jahrhundert.

Als Frauen und Männer noch gemeinsam im unvollendeten Dom sangen

Domkapellmeister Leibl prägte mit der Dommusik das musikalische Leben der Stadt bis 1863. Doch ein Umschwung im religiösen Zeitgeschmack beendete das gemeinsame Singen von Frauen und Männern. Leibls Notensammlung ist jetzt neu katalogisiert worden und liefert faszinierende Details aus der Zeit.

 (DR)

Die Herausgeber Stefan Klösges und Christoph Müller-Oberhäuser von der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek in Köln erklären die Bedeutung der sogenannten „Musikaliensammlung Leibl“.

Mozart, Haydn und Mendelssohn – diese Musik erklang Sonntag für Sonntag im noch unvollendeten Dom. Ungefär auf Höhe des heutigen zentralen Altars in der Vierung gab es eine Trennwand, die den fertigen mittelalterlichen Chorraum vom restlichen Dom abtrennte, der zu dieser Zeit nur ein Torso war. An der Wand gab es eine Empore, von der es aus jahrelang prächtige Kirchenmusik am Sonntag gab. Doch die schönen Melodien waren dem damaligen Erzbischof Johannes von Geissel irgendwann zu oberflächlich und opernhaft. Deswegen traf die Domkapelle im Jahr 1863 der erzbischöfliche Bannstrahl und Frauen und Männer durften nicht mehr gemeinsam singen. Stattdessen wurde ein Knabenchor gegründet, den heutigen Domchor.

Erst 1989 wurde mit dem Mädchenchor am Kölner Dom ein Chor gegründet, in dem Mädchen und Frauen wieder offiziell singen durften. Das II. Vatikanische Konzil hatte allerdings schon zuvor die musikalische Praxis in Bezug auf Frauen gelockert.

Programm in Musica u. a.:

Carl Leibl: Messe Nr. 6 D-Dur