Osterimpuls von Schwester Katharina

Pfingsten als Luftkurort für die Kirche

Wenn sich Schwester Katharina den Diskurs momentan in Politik, Gesellschaft und auch Kirche anschaut, dann scheint alles mühsam und schwer. Zur Beruhigung brauche es saubere Luft und einen langen, inneren Atem, meint Schwester Katharina. Für sie liegt die Antwort im Pfingstfest.

Erholung an der frischen Luft (shutterstock)

In diesen Tagen vor Pfingsten beten manche Leute die Novene, die neuntägige Andacht um das Wirken des Heiligen Geistes. Ich bete in diesen Tagen sehr gern die Pfingstsequenz aus dem Gotteslob. Die Version, die im vorigen Gotteslob war, ist im Rhythmus aller gregorianischen Gesänge in einer fließenden Taktung – ernst und getragen. Als wir es jetzt mit dem Konvent singen wollten, fiel mir erst auf, dass die Sequenz jetzt im Dreivierteltakt angegeben ist. Ich habe schallend gelacht bei der Vorstellung, die ernsthafte Bitte um Gottes Geist im Walzer-Takt zu singen. Aber dann: wieso eigentlich nicht?

Wenn ich so unseren gesellschaftlichen und kirchlichen Diskurs im Moment anschaue, ist alles irgendwie schwer und mühsam. Unzählige Sitzungen und Arbeitsgruppen, jahrelang wird an Positionspapieren und Aktionsplänen gearbeitet, die am Ende kaum jemand liest und noch viel weniger beachtet, weil sie doch längst überholt und am jetzigen Thema vorbei sind. Da hilft doch so ein fröhlich gesungener und noch viel besser, getanzter Hymnus, mal echt weiter. Vielleicht ist die Bitte um die Gaben des Geistes immer so zaghaft, weil wir ein bisschen ahnen, dass da zusammen mit Gottes Geist etwas gehen könnte.

Früher hab ich immer gelacht, wenn ich das Wort "Luftkurort" als Beinamen für eine Stadt gelesen habe. Aber "Kur", "curare" heißt "Sorge tragen". Sorge tragen für – und kuriert werden können – und ein Luftkurort ist dann der Ort, der saubere Luft hat, der den Atem beruhigt. So könnte also Pfingsten der Luftkurort für die Kirche sein, der für die Kirche Sorge trägt, der für frische, gesunde Luft sorgt, der den inneren Atem der Seele vertieft und die Hetzjagd nach neuen Ideen und Programmen ein bisschen beruhigt, damit wir mit neuer Frische und kuriert von Altem und Überholtem als Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu leben können.


Schwester Katharina / © Alexander Foxius (DR)
Schwester Katharina / © Alexander Foxius ( DR )
Quelle:
DR