Osterimpuls von Schwester Katharina

"Fromme Folklore?"

Ist die Tradition von Bittprozessionen nur fromme Folklore? Schwester Katharina findet: Nein! Sie sei vielmehr Symbol dafür, dass Kirche beinhalte zusammen unterwegs zu sein.

Prozession einer Pilgergruppe / © Harald Oppitz (KNA)
Prozession einer Pilgergruppe / © Harald Oppitz ( KNA )

Kennen Sie noch Bittprozessionen? Als Kind und Jugendliche habe ich das noch zu Hause im Eichsfeld erlebt. Am Montag vor Christi Himmelfahrt ging man ins Nachbardorf, am Dienstag in ein anderes Nachbardorf und am Mittwoch kamen die Menschen in unser Dorf - zusammen gehen und beten und singen, angekommen in die Häuser einkehren und Kaffee und Kuchen genießen, dann Heilige Messe und Prozession zurück. Manchmal gab es dann, Zuhause angekommen, für die Erwachsenen ein Bier und für uns Kinder ein Eis.

Die Bitte um gedeihliches Wetter war immer sehr prägend für diese Prozessionen. Und wir Heutigen, die das vergangene Dürrejahr noch in Erinnerung haben, wissen noch mehr, wie sehr wir von einer guten Ernte abhängig sind und wie sehr globale Wetterphänomene auch vor uns nicht mehr Halt machen. Diese Bitte beschränkt sich ja nicht auf die Bitte um gutes Wetter und eine reiche Ernte, sie schließt jedes menschliche Tun ein. So sagt ein Gebet ausdrücklich: "Segne das Werk unserer Hände und unseres Geistes, unsere Arbeit auf Feld und Flur, in Familie und Beruf."

Natürlich könnte man jetzt sagen: "Hm, fromme Folklore!" Aber es ist schon mehr. Der Zeitpunkt ist natürlich witzig: Vor Christi Himmelfahrt, um dem Sohn Gottes, wenn er zum Vater heimkehrt, alle Bitten mitzugeben, die uns hier unten Gebliebenen am Herzen liegen. Wir sind nun mal darauf angewiesen, uns zu erinnern und das ganze Kirchenjahr als fortwährende Erinnerung an das Wirken Gottes in unserer Zeit zu feiern und uns bewusst zu machen, woran wir glauben und was das bedeuten könnte.

Und es prägt Kinder und Jugendliche sehr, wenn sie erleben, dass Kirche sein auch bedeutet, zusammen unterwegs zu sein - in ganz alltäglichen Anliegen zu bitten und zusammen zu singen und zu beten. Zu erleben, dass Kirche eine Gemeinschaft der unterwegs Seienden sein, sein wandernd Volk auf Erden ist, das darauf hofft, dass ihr Herr ihre Bitten annimmt und erhört.


Quelle:
DR