Morgenimpuls von Schwester Katharina

Einfach wunderbar

Die Art und Weise, in der die Menschen Gott erleben, ist genau so unterschiedlich wie ihre Lebensgeschichten. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, hilft dann auch dabei, den Weg zum Glück zu finden, findet Schwester Katharina.

Wege zum Glück / © frankie's (shutterstock)

Wenn wir in der Pfarrkirche morgens die Laudes beten, sind wir sehr verschieden in der Anzahl der Personen und in der Verschiedenartigkeit der Mitbetenden. Meist sind es vier Schwestern und dann so zwischen zwei und fünf Mitbeterinnen und Betern. Die Mitschwestern sind jetzt aber im Urlaub und auch einige der Mitbetenden hatten sich netterweise vom gemeinsamen Beten urlaubshalber abgemeldet. Also waren wir gestern früh zu zweit: ein älterer Herr und ich. Und der ältere Herr hat mich gebeten, dass wir bitte nicht singen, da er zu erkältet ist. Also haben wir ganz in Ruhe den Hymnus im Wechsel gebetet und die Psalmen ebenso.

Als Lesung haben wir das Evangelium vom Fest der Geburt des Johannes gelesen, ein wenig Stille gehalten und uns dann über diesen Bibeltext unterhalten. Mein Mitbeter hat erstaunt gesagt, wie verschieden doch die Berufungswege Gottes für die Menschen sind. Die einen beruft er quasi schon vor der Zeugung, den anderen muss er erst vom Pferd werfen, eine andere erlebt erst sämtliche Lebenskatastrophen, ehe sie ihren expliziten Weg findet. Da er etwas schwerhörig ist, haben wir relativ laut gesprochen. In Antwortgebet, Benedictus, Fürbitten und Vaterunser, schließen wir dann alle Menschen auf ihren so verschiedenen Lebenswegen in unser Dankgebet quasi ein.

Als ich die Bücher in die Sakristei bringen will, sitzt um die Ecke in der letzten Kirchenbank eine Frau, die wir vorher beim Beten nicht sehen konnten. Sie war zufällig in die Kirche gekommen und hatte sich in die letzte Bank gesetzt. Sie ist aufgestanden und hat sich unglaublich bedankt. Sie hatte Tränen in den Augen und hat gesagt: "Ich danke Ihnen sehr für diesen Gottesdienst. Der war genau richtig für mich heute." Wow, hab ich gedacht. Ich weiß und ich ahne und ich glaube schon, dass es stimmt, wenn es heißt: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Aber es noch mal so deutlich gesagt zu bekommen, ist schon noch etwas anderes. Gesagt zu bekommen: Ich bin mit euch in eurem Gebet, egal wie viele ihr seid. Und ich sende meinen Geist, damit vieles heil werden kann. Das ist doch einfach wunderbar – auch für diesen schönen Morgen.


Quelle:
DR