Morgenimpuls von Schwester Katharina

"Lass mich ein Spiegel deiner Schöpfung sein"

Beim Aufräumen entdeckt Schwester Katharina eine alte Brille. Sie setzt sie auf und betrachtet sich im Spiegel. Dabei fällt ihr ein passendes Gebet ein... 

Frau betrachtet sich im Spiegel  (shutterstock)

Ich weiß nicht, ob Sie das auch kennen. Irgendwann packt mich die Aufräumwut oder auch die Lust dazu. Und ich mache dann ganz schnell ein paar Schubladen auf und werfe alles raus und sortiere neu ein und schmeiße ganz viel weg. Was ich da so alles gefunden habe dieser Tage: Alte Handys, vielerlei Sorten Kabel, Kopfhörer, Anschlussstecker für alles Mögliche, Ladegeräte für längst abgelegte Gerätschaften, Einkaufsbeutel und so weiter. Manchmal denke ich: Meine Güte, wieviel Kram hebt man so auf? Immer nach dem Motto: Vielleicht könnte man es doch noch mal gebrauchen. Also weg damit.

Aber dann habe ich eine alte Brille von mir gefunden. Ich sehe ziemlich schlecht und würde niemals ohne Ersatzbrille aus dem Haus gehen, weil ich ohne Brille hilflos bin. Aber das hier ist keine Ersatzbrille, sondern eine vorherige Version, die ich wahrscheinlich nicht weg getan habe, weil sie mir früher so gut gefallen hat. Also habe ich sie aufgesetzt, und da war wieder die gleiche Freude. Sie steht mir einfach gut, und mein Gesicht und meine Augenpartie bekommen ganz andere Konturen. Eine ganze Zeit habe ich vor dem Spiegel gestanden und mit den verschiedenen Brillen geschaut, mit welcher ich mir am besten gefalle. Und dieses "Mich selbst mal in Ruhe anschauen" hat mir gefallen. Wann tut man das schon mal?

Und Gott sah, dass es gut war, heißt es in der Bibel nach jedem Tag der Schöpfungsgeschichte. Ich sage heute früh mal vor dem Spiegel: Danke Gott, dass du mich so wunderbar gestaltet hast - mit allen Feilten, mit allen grauen Haaren, mit allem, was mein Gesicht so ausmacht und wie ich meinen Mitmenschen heute früh entgegentrete. Lass' mich ein dankbarer Spiegel deiner wunderbaren Schöpfung sein.

 


Quelle:
DR