Morgenimpuls von Schwester Katharina

Die Liebe hat Vorrang

An diesem Mittwoch wird die Mutter von Schwester Katharina beerdigt. Trotz aller Traurigkeit über den Verlust eines Menschen ist sie auch dankbar. Ihr ist ebenso bewusst geworden, dass man nichts aufschieben sollte, wenn es um den Dienst am anderen geht.

Beerdigungssymbole: Weiße Lilie und Kerzen (shutterstock)
Beerdigungssymbole: Weiße Lilie und Kerzen / ( shutterstock )

Heute ist für mich, meine Familie und viele Leute in meinem Heimatdorf ein besonderer Tag. Meine Mutter wird zu Grabe getragen. Sie ist vor einigen Tagen in meinen Armen gestorben. Manche von Ihnen haben das auch schon erlebt. Die vielen Tränen und die Traurigkeit über den Verlust eines so lieben Menschen, das Frohsein darüber, dass sie jetzt nicht mehr nach Atem ringen und die Sauerstoffmaske brauchen wird und die Dankbarkeit über das Leben dieser wunderbaren Frau.

In den 30er Jahren geboren, hat sie als Kind den Zweiten Weltkrieg erlebt und als Jugendliche die Zeiten und Jahre danach. Den Aufbruch, den es auch in der DDR in den 50er und 60er Jahren gab, die Hochzeit und die Familiengründung, das Aufwachsen ihrer Kinder und alles, was ein langes Leben so ausmacht. Die Tage nach ihrem Tod waren geprägt von manchen Dingen, die so getan werden mussten: die Formalitäten der Beerdigung regeln, eine Todesanzeige schreiben, die Nachricht an Familie, Freunde, Mitschwestern weitergeben und beten um das ewige Leben bei Gott, an den meine Mutter fest geglaubt und unverrückbar gehofft hat.

Hier bei uns gibt es die Tradition, dass sich am Abend vor der Beerdigung die Gemeinde in der Kirche trifft und für die Verstorbene betet. Bei allen Begegnungen der letzten Tage ist mir aufgefallen, dass viele immer wieder gesagt haben: "Ach ja, wir wollten deine Mutter ja immer noch mal besuchen. Hach, immer ist etwas dazwischen gekommen. Ach schade." Und dann hab ich immer gedacht und es oft auch gesagt: "Bitte lernen Sie daraus. Tun Sie diese Dienste und schieben Sie es nicht auf." Klar, kommt immer was dazwischen. Aber die Dinge der Liebe sollen Vorrang haben und getan werden - sich besuchen, sich anrufen, einen Brief schreiben, sich trösten und ermutigen.


Quelle:
DR