Morgenimpuls von Schwester Katharina

Gesang aus zehntausend Kehlen

Berlin, Dortmund, Köln, Leverkusen – in vielen Fußballstadien gibt es mittlerweile das gemeinsame Weihnachtsliedersingen. Für Schwester Katharina geht das manchmal mehr unter die Haut und ins Herz, als so manche strukturierte Liturgie.

Weihnachtssingen im Stadion / © Paul Zinken (dpa)
Weihnachtssingen im Stadion / © Paul Zinken ( dpa )

Es gibt einen wunderbaren neuen Liturgietrend. Im Jahr 2003 fing alles an. 89 Verrückte trafen sich, halblegal, mit Glühwein und Gebäck auf Höhe der Mittellinie im Stadion, im Stadion an der alten Försterei in Berlin, zum Weihnachtslieder-Singen. Von Jahr zu Jahr wuchs die Schar der Sänger und Sängerinnen. Seit Weihnachten 2015 erfüllen die Stimmen von über 28 000 Menschen das eiserne Wohnzimmer, das Stadion von Union Berlin. Das Weihnachtssingen, ist inzwischen ein Generations- und Vereinsübergreifendes Ereignis.

Pfarrer Kastner trägt die Weihnachtsgeschichte vor, der Chor eines Gymnasiums gibt Ton und Takt an und eine kleine Bläsergruppe sorgt für festlich fröhliche Klänge. Liederbuch und Kerzen gibt es gratis. Eine kleine Spende für die Nachwuchsarbeit des Vereins ist willkommen. Und das Ganze hat Schule gemacht. Weihnachtssingen im Stadion gibt es mittlerweile in manchen Städten. In Dortmund war es am Sonntag mit mehr als 70 000 Menschen, in Köln am 23. Dezember und auch in Leverkusen. Wenn die Menschen nicht mehr in die Kirche kommen, dann finden sich andere Möglichkeiten, die wundervolle Botschaft von der Geburt des Gottes Kindes in die Welt, an den Mann, an die Frau und zu den Kindern zu bringen.

Dass Menschen in den Stadien bei den Fußballspielen singen, ist ja nichts Neues. Und das dort beim zusammen Singen ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht, das man sonst nicht mehr so findet, ist auch nichts Neues. Aber wenn im Stadion Zehntausende Menschen die christliche Botschaft mit ihren Liedern verkünden, das ist wunderbar und einmalig. Auch wenn es vielen Menschen gar nicht bewusst ist, die alten und neuen Lieder verkünden auf ihre Weise, dass Gott die Menschen liebt und ihnen nahe sein will. Keine Sorge, ich will die festlichen Weihnachtsgottesdienste in den geschmückten Kirchen und Kapellen nicht abschaffen und schön gefeierte Liturgien in ihren strengen, festen Formen nicht missen. Aber so ein Gesang von "Alle Jahre wieder kommt das Christuskind" aus zehntausend Kehlen, geht mir manchmal mehr unter die Haut und mehr ins Herz.


Quelle:
DR