Morgenimpuls von Schwester Katharina

Geschichten, die man sich gut merken kann

Schwester Katharina war ziemlich überrascht über die philosophischen Fragen, die ihr Schülerinnen gestellt haben. Über Themen wie die Begegnung mit dem Tod konnten im Gespräch alle eine persönliche Geschichte erzählen.

Bibel und Schreibblock / © Freedom Studio (shutterstock)
Bibel und Schreibblock / © Freedom Studio ( shutterstock )

Vorgestern hat eine Schülerin unserer Franziskus-Schule mir eine WhatsApp-Nachricht geschickt und gefragt: "Können wir zu Dir kommen und mit Dir reden? Wir sind mit unserer Philosophieklasse unterwegs und wollen über Nahtoderlebnisse und die Seele reden. Wir machen einen philosophischen Spaziergang in Gruppen und wollen Passanten dazu befragen." Wow, dachte ich, und bin selber neugierig geworden.

Und dann saßen sie zu viert bei mir, haben Block und Stifte gezückt und mir erklärt, was sie gerade in Philosophie machen und dass sie deshalb Meinungen einholen wollen. "Sind Nahtoderlebnisse nur hirnphysiologische Abläufe, die man supergut wissenschaftlich erklären kann? Sind es Wunschträume der Menschen, die wollen, dass sie nicht vergessen werden? Oder hat es tatsächlich etwas mit Gott zu tun?" Dass eine Zehntklässlerin mir so klar die zu verstehenden Positionen erläutern konnte, hat mir sehr gefallen und wir kamen ins Gespräch über Glaube und Wissenschaft, über Schöpfung und Evolution, über Leiden und Sterben. Und über die Hoffnung auf Auferstehung, die wir Christen tatsächlich haben, weil wir durch die Jünger von der Auferstehung Jesu wissen und von seiner Zusage, dass er vorausgeht, um uns eine Wohnung beim Vater zu bereiten.

Und jede von uns konnte dazu eine Geschichte erzählen: von der Vorahnung des Todes vom Opa, von der inneren Unruhe in der Nacht vor dem Tod des Vaters, von der Tröstung, die eine Oma den bei ihr sitzenden Verwandten gesagt hat "Ja, ich sterbe. Aber das ist doch nicht schlimm. Ich gehe doch nur voraus, und dann sehen wir uns wieder." Das Mädel, das das Protokoll geführt hat, hatte nur sehr wenig mitgeschrieben und meinte: "Geschichten kann ich mir gut merken. Da wird mir alles klarer, als wenn man immer in allem einen Beweis und eine Erklärung finden muss." Das hat mich dann wieder beeindruckt, weil wir heute in einer naturwissenschaftlich geprägten Welt leben und oft sehr wenig über die berühmten letzten Dinge miteinander reden. 


Quelle:
DR