Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Ein ganz anderer Gottesdienst

Schwester Katharina hat am vergangenen Samstag in der Kölner Obdachlosenseelsorgeeinrichtung Gubbio bei einer Putzaktion geholfen. Daraus wurde aber viel mehr – und der Tag hat ihr ganz andere Seiten des Christseins aufgezeigt.

Symbolbild: Neue Formen von Gottesdienst / © Sebastian Duda (shutterstock)
Symbolbild: Neue Formen von Gottesdienst / © Sebastian Duda ( shutterstock )

Am vergangenen Samstag war ich mit vier jungen Frauen im Gubbio in Köln. Gubbio ist der Name der Einrichtung der katholischen Seelsorge für Wohnungslose. Mit meiner Mitschwester Christina, die dort arbeitet, wollten wir eine Putzaktion in den Räumlichkeiten vor dem Winter machen. "Viele Hände, schnelles Ende" war der Titel, und es ging um Fenster, die Küche, Regale und so weiter. Aber es wurde viel mehr.

Nach Pizza und Plauderei hat eine Frau berichtet, wie sie es geschafft hat aus Armut, Depression, Not und Obdachlosigkeit herauszukommen. Ihre Berichte sind uns allen total unter die Haut gegangen, und der Aufforderung, doch Fragen zu stellen, war nicht so einfach nachzukommen. Wenn man, wie unsere jungen Leute, gut behütet im Sauerland aufgewachsen ist, waren das so neue Töne und so schreckliche Welten, dass man das erst mal innerlich sortieren muss. Eine junge Frau ist in Tränen ausgebrochen, weil sie auf all das, was dieser Frau so zugestoßen ist, einfach nur wütend war. Und eine andere, die seit Kurzem Sozialarbeit studiert, hatte natürlich ganz viele Fragen.

Das nächste Beeindruckende an diesem Tag war die Heilige Messe in der ehemaligen Franziskanerkirche. Der Priester hat zur Eröffnung bekannt, dass er sich geehrt fühle, in dieser Gemeinde Gottesdienst feiern zu dürfen. Eine richtig gute Band hat die Musik gemacht, und zwei unserer Jugendlichen durften spontan mitsingen. Ein älterer Mann hat nach allen Liedern und Gebeten Beifall geklatscht, und ich dachte, er hat recht. Wieso eigentlich nicht? Die Predigt in einer Sprache, die nicht weltfremd, fromm und abgehoben war. Die Fürbitten offen, spontan, aus der mühevollen Welt der Wohnungslosen und voller Sehnsucht nach Leben und Tränen über verstorbene Freunde und Mitstreiter.

Auf der Heimfahrt im Auto war dann sehr deutlich zu spüren, dieser ganze Tag, in allen seinen Facetten, hat uns ganz andere Seiten des Christseins, einen wundervollen, ganz anderen, authentischen Gottesdienst erleben lassen.


Quelle:
DR