Vor gut einer Woche war ich mit einem Chor zu einem Singing Day. 550 Sängerinnen und Sänger in Holland mit John Rutter. Er ist Komponist, der mehrstimmige Choräle für Chöre schreibt, und in der Englischen Kirche sehr populär ist. Da wir mit unserem Chor schon einige Sachen von ihm einstudiert hatten, kam die tolle Idee auf, dorthin zu fahren, ihn persönlich kennenzulernen und Neues zu lernen.
Wenn es mit dem Bass nicht klappt
Zwischen dem Einstudieren von Weihnachtschorälen, hat er nette kleine Geschichten erzählt, die um seine Familie, seine Karriere, die Musik herum gespielt haben. Eine dieser Geschichten geht so: Kurz vor dem Heiligen Abend hatte er mal einen neuen Choral fertig und erzählt seiner Frau, dass er alles, was er geschrieben habe, auch selbst singen kann. Nur ein paar Töne im Bass kriege er einfach nicht hin.
So probiert und brummt er den ganzen Tag vor sich hin, und irgendwann bittet ihn seine Frau, doch jetzt endlich damit aufzuhören, weil er diese tiefen Töne doch auch noch nach Weihnachten üben könne. Jetzt sei er aber als Gastgeber gefragt. Er hatte nämlich überhaupt noch nicht mitbekommen, dass alle Gäste schon gekommen waren und das Haus erfüllt war von schönen Düften, von Vorfreude und festlicher Heiterkeit.
Lösung liegt in der Entspannung
Irgendwann am späten Abend, nachdem sie viel gesungen, geplaudert, getrunken und gelacht hatten, konnte er plötzlich alle tiefen Töne und konnte den Gästen seinen neuesten Choral komplett vorsingen. Das hat mir doch sehr gefallen: "Deine tiefen Töne kannst du ein anderes Mal üben. Jetzt geht es um den guten Ton mit all denen, die jetzt da sind und die sich auf den Abend, auf dich und uns freuen."
Manchmal ist es ziemlich gut, das was dran ist zu tun und die Probleme, mit denen man sich sonst beschäftigt, lösen sich manchmal dann auch wie von selbst.