Morgenimpuls von Schwester Katharina

Genieß doch das Schöne

In einem der Gebote der Gelassenheit von Papst Johannes XXIII. geht es darum, keine Angst zu haben - weder vor dem, was wir fürchten, noch davor, sich über schöne Dinge zu freuen. Wie das gemeint ist, erklärt Schwester Katharina in ihrem Morgenimpuls.

Die Aussicht genießen / © novak.elcic (shutterstock)

In den letzten Wochen habe ich mit Ihnen immer mal eins der zehn Gebote der Gelassenheit von Papst Johannes XXIII. angeschaut. Heute nun das letzte, das zehnte Gebot. Da heißt es:.

Nur für heute will ich keine Angst haben. Ganz besonders nicht davor mich an allem zu freuen, was schön ist und an die Liebe zu glauben.

Genau genommen sind es also eigentlich drei Gebote. Keine Angst haben, ist das erste. An manchen Tagen habe ich aber vor manchem Angst, dem Ergebnis einer Untersuchung beim Doc, eine Aufgabe, der ich mich nicht so gut gewachsen fühle, einer bevorstehenden Auseinandersetzung, bei der es um viel geht. Davor dass das Telefon geht und eine traurige Nachricht kommt, die ich schon erwarte und befürchte. "Ich will keine Angst haben" könnte dann heißen: Mich den Realitäten stellen, die Aufgaben mutig angehen, meiner negativen Fantasie in dieser Richtung nicht so viel Raum geben. Mein Gottvertrauen und das Vertrauen in die Fähigkeiten, die er mir gegeben hat, Stärken und nutzen.

Keine Angst davor haben, mich an allem zu freuen, was schön ist, ist das zweite. Das hat mich erst ein bisschen verwundert. Aber ich glaube, dass damit gemeint sein könnte: Genieß doch das Schöne mit den Augen, mit der Nase mit den Ohren, mit allen Sinnen. Weil es für euch geschaffen ist und ihr es nutzen dürft zu eurer Freude. Weil ich, Gott, dein Schöpfer, es euch jeden Tag schenken möchte.

Und an die Liebe zu glauben ist fast wie beiläufig hintendran gesetzt. Wenn der Tag so voller Aufgaben und Sorgen und vorherzusehender Mühen ist, ist es schon nicht so einfach daran zu glauben, dass ich geliebt bin. Dass wir geliebt sind und dass alle, die sich geliebt wissen, diese Liebe auch weitergeben können. Und dass auch die, die heute nicht im Geringsten das Gefühl oder die Gewissheit haben geliebt zu sein, die Sehnsucht danach nicht verlieren. Denn die Sehnsucht überwindet die Angst, macht uns offen für alles Schöne und hilft uns, an die Liebe zu glauben. Selbst wenn alles heute dagegen sprechen sollte.


Schwester Katharina / © Alexander Foxius (DR)
Schwester Katharina / © Alexander Foxius ( DR )
Quelle:
DR