Fastenimpuls von Schwester Katharina

Die freiwillige Wüste

Der Verzicht, sagt Schwester Katharina, ist wie eine "freiwillige Wüste". Diese kann uns helfen, Dinge wieder schätzen zu lernen. Dinge, an deren Schönheit wir uns vielleicht schon längst gewöhnt haben.

 (DR)

In den letzten Tagen habe ich mit ihnen einen Hymnus aus dem Stundengebet angeschaut und meditiert. Ich möchte mit ihnen, bevor wir die letzte Strophe noch einmal näher anschauen, den gesamten Hymnus beten.

Hört die Mahnung der Schrift:
Jetzt ist die Zeit der Gnade da.
Paulus sagt uns das Wort:
Jetzt ist die Stunde unseres Heils;
empfangt nicht vergeblich die göttliche Gabe.

Maßvoll lebe der Leib,
wachsam und lauter sei der Geist,
dass der Weg dieser Zeit
Durchgang zur Auferstehung sei.
Die Erde zu heilen, schuf Gott diese Tage.

Zeichen schauen wir nun,
Irdisches wird zum Bilde hier;
denn das kreisende Jahr
lässt nach des Winters Frost und Nacht
den Frühling die Erde für Ostern bereiten.

Lasst uns loben den Herrn,
lieben die Werke die er schuf,
froh erwarten den Tag,
der die Verheißung uns erfüllt!
Dem Vater, dem Sohne, dem Geist sei die Ehre. Amen.

In den ersten Strophen ging es um den Verzicht und die Ermahnungen der Schrift, diese gute Zeit der Gnade nicht zu verpassen. Verzicht dient aber der Freude, sonst dient er zu nichts. Gibt es eine sinnvollere Begründung für Verzicht? Frühere Zeiten haben Verzicht oft als Weltverachtung und verneinen des Schönen in der Welt gedeutet. Aber das kann gar nicht sein.

Der Verzicht ist freiwillige Wüste, weil ich den Wert der Dinge, die uns von Gott gegeben worden sind, neu schätzen lernen möchte. Wir gewöhnen uns so schnell an all das Schöne. Der Verzicht wertet das Schöne noch einmal neu auf. Der Verzicht zeigt uns neu den Wert auch der kleinen Dinge und der kleinen Geschöpfe. Und der Verzicht ermöglicht auch die Besinnung auf das Wesentliche. Brauche ich eigentlich alles, was ich so habe? Und was hilft mir, dass ich mich für Gottes Gegenwart öffnen kann? Verzicht dient der Freude, sonst dient er zu nichts. Die Freude daran diesen freigebig Gott loben zu können, die Werke, die er geschaffen hat zu lieben und zu erhalten, ganz froh den Tag zu erwarten, die seine Verheißungen an uns erfüllen wird und deshalb dem Vater, dem Sohn und dem Geist die Ehre zu geben.

Die Franziskanerin Schwester Katharina gibt im DOMRADIO jeden Tag in der Fastenzeit einen aktuellen Impuls aus ihrem Leben als Ordensfrau in Olpe – Hilfe für Notleidende und Gebet bestimmen ihren Alltag. Von Montag bis Sonntag, im Radio ab 6 Uhr im Morgenimpuls, zum Nachhören auf Whatsapp und zum Nachlesen auf www.domradio.de  Anmelden für Whatsapp über www.domradio.de/whatsapp


Quelle:
DR