Heute bin ich so ein bisschen hin und hergerissen. Die Kirche verehrt eine große Heilige und wir hier in Olpe verehren unsere selige Gründerin. Die Heilige, die gefeiert wird, ist die Heilige Hildegard von Bingen. Sie war als junge Frau ins Kloster eingetreten und hatte dort 35 Jahre gelebt. Aber dann hat sie sich getraut. Sie hat sich getraut, mehr auf Gott als auf die Kirche zu hören. In ihren Visionen hat sie erfahren sich mit ihren Schwestern an den Rhein zu begeben und dort neu zu gründen. Zwei Jahre hat sie sich mit den kirchlichen Oberen gestritten und auseinandergesetzt und sich dann doch durchgesetzt. Sie wäre nie die große Prophetin und Visionärin geworden, wenn sie sich dem Nein gebeugt hätte. Darin ist sie schon Vorbild. Dazu stehen, was ich als richtig erkannt habe, und dann auch gegen den Widerstand durchsetzen.
Und dann ist da noch unsere Gründerin: Mutter Maria Theresia Bonzel. Sie ist heute vor 189 Jahren hier in Olpe geboren und hat schon als junges Mädchen erkannt, dass man etwas gegen die Not der Waisenkinder tun muss. Sie hat mit unglaublichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt und sich auch nicht davor gefürchtet, sich mit kirchlichen und weltlichen Obrigkeiten herumzuschlagen, wenn es um ihr Werk für die Kinder und gegen die Not von Kranken und Schwachen ging. Man sagt immer so leichthin, die Frauen seien das schwache Geschlecht. Gerade wieder diese beiden Frauen, die zu so unterschiedlichen Zeiten gewirkt haben, machen schon klar, dass es immer starke Frauen in der Kirche gegeben hat. Erkennen, was dran ist und dann auch tun, gegen Widerstände und die Angst vor der eigenen, starken Courage. Das ist schon stark.
