Morgenimpuls von Schwester Katharina

Abschied einer Schwester - für immer.

Eine Beerdigung ist kein Ereignis, auf das wir uns freuen, die Corona-Maßnahmen belasten die Situation zusätzlich. Schwester Katharina wird heute eine Mitschwester auf ihrem letzten Weg begleiten; ganz ohne Gesang, der sonst dazugehört.

Beerdigungssymbole: Weiße Lilie und Kerzen (shutterstock)
Beerdigungssymbole: Weiße Lilie und Kerzen / ( shutterstock )

Nachher mache ich mich auf den Weg zu einer Beerdigung, und es ist nicht irgendeine. Eine unserer Mitschwestern ist gestorben, im 92. Lebensjahr. Mit 20 Jahren hier in Olpe eingetreten, war sie in den ersten Klosterjahren als Küchenschwester in verschiedenen Klöstern eingesetzt. 1957 wurde sie in die damalige DDR versetzt, wo unsere Ordensgemeinschaft fünf Niederlassungen hatte. Dort war die katholische Kirche in den meisten Gebieten in einer lebendigen Minderheit, und somit hat auch ihr Ordensleben insgesamt eine starke Veränderung erlebt. Sie hat eine Erzieherin-Ausbildung gemacht und die Fähigkeit erworben, Religionsunterricht zu geben, und hat dann viele Jahre in unserem Kinderheim in Oschersleben an der Bode gearbeitet. Schon in jungen Jahren wurde sie Oberin in verschiedenen Konventen. In meinen ersten Ordensjahren habe ich sie erlebt, als Hausoberin eines Klosters mit Altenheim, Kinderheim, Kindergarten und Konvent mit 14 Schwestern, und allen war sie Oberin mit Herz und Seele, mit heiterer Freundlichkeit und rastlosen und immer freigiebigen Händen. Sie war uns ein Vorbild in allem, was die Sorge um die Armen, die Kinder, die Kranken und die Alten anging. Sie war morgens die Erste und abends die Letzte. In einem Alter, in dem die anderen an Rente denken, hat sie sich nochmal in ein anderes Kloster versetzen lassen und hat dort einen kompletten Altenheim-Neubau in die Wege geleitet, zur Vollendung gebracht und darin als Leiterin Herz und Seele und Verstand eingesetzt. Und jetzt, zu diesen schwierigen Corona-Zeiten, tragen wir sie zu Grabe. Aus den Häusern, in denen sie gearbeitet hat, kann wegen der Sicherheitsmaßnahmen niemand kommen. In die Kapelle des Hauses passen nur wenige Trauergäste. Zur Beerdigung können wir auch nur mit Abstand, mit Maske und ohne Gesang kommen. Ich höre sie aber förmlich abwinken und sagen: "Ach, das macht doch nichts. Macht nicht so viel Gedöns um mich. Ich habe nur meine Schuldigkeit getan." Mich hat sie sehr geprägt. Vielleicht erinnern Sie sich auch heute mal an Menschen, die Sie geprägt und geleitet haben, die Ihnen ein Vorbild waren. Und beten Sie mit mir für diese Schwester und für Ihre und alle anderen aktuellen Verstorbenen, für die vielleicht gerade niemand mehr betet.


Quelle:
DR