Morgenimpuls von Schwester Katharina

"Wecke mich zur rechten Zeit"

Zum Gedenktag des Heiligen Veit blickt Schwester Katharina auf alle Verfolgten. Sie erinnert an die deutsche Geschichte in der ehemaligen DDR, aber auch an alle, die noch heute wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Zerbrochene Figur in einer Kirche / © Tacio Philip Sansonovski (shutterstock)
Zerbrochene Figur in einer Kirche / © Tacio Philip Sansonovski ( shutterstock )

Kennen Sie sich so ein bisschen in der deutschen Geschichte aus? Am Wochenende war ich mit einer jungen Frau auf den Spuren der deutschen Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. Wir sind an einem großen Areal der ehemaligen innerdeutschen Grenze entlanggelaufen. Und obwohl ich schon mal da war, bin ich immer wieder neu erschrocken, welch unmenschliches Regime sich solche Grausamkeiten hat einfallen lassen, um die eigenen Bürger daran zu hindern, ihr Land zu verlassen und sich irgendwo in Freiheit niederzulassen: ein Kolonnenweg für die Armeefahrzeuge und Panzer, Panzersperren und Laufdrähte für die Hunde, riesige Lichtmasten und Beobachtungstürme, tiefe Gräben und eine übermannshohe Mauer mit Stacheldraht.

Es wirkte selbst für uns Heutige im Jahr 2020 einschüchternd und erschreckend. Heute wird ein Heiliger gefeiert, der um 304 in der Verfolgung des Diokletian umgekommen ist. Er hat sich auch von den Grausamkeiten der Verfolgung, sogar durch seinen eigenen Vater, in seinem Glauben nicht beirren lassen. Der Heilige Veit oder Vitus wird vielfach verehrt. In ganz Europa gibt es Kapellen und Kirchen, die ihm zu Ehren geweiht sind. Unbeirrbar am Glauben festhalten, sich auch durch Verfolgung, Diktaturen und Folter nicht davon abbringen lassen, erscheint uns für uns heute so weit weg. Ich weiß nicht so genau, ob ich die Kraft und den Mut zu solchem Glauben hätte.

Ein altes Sprichwort zu seinem Tag heißt: "Heiliger Sankt Veit, wecke mich zur rechten Zeit." Ich denke, damit ist nicht gemeint, dass ich Wecker und Handy mit seiner Weck-Funktion jetzt nicht mehr brauche. Aber vielleicht könnte uns das Beispiel so eines Märtyrers wachrütteln und aufwecken, dass es auch heute Christenverfolgung weltweit gibt und wir sehr wenig dagegen tun. Wir haben sogar oft wenig Verständnis für Flüchtlinge, die vor solchen Diktaturen und Bedrängnis fliehen.


Quelle:
DR