Morgenimpuls von Schwester Katharina

Miteinander alt werden

Heute besucht Schwester Katharina vier Mitschwestern, die seit 70 und 65 Jahren in der Ordensgemeinschaft leben. Sie haben viele Umbrüche in Kirche und Gesellschaft miterlebt - und doch gibt es einen Fixpunkt: Jesus Christus. 

Zwei Schwestern sitzen auf einer Bank / © TOM KAROLA (shutterstock)
Zwei Schwestern sitzen auf einer Bank / © TOM KAROLA ( shutterstock )

Heute ist in unserer Gemeinschaft ein großes Fest. Alle Schwestern, die es irgendwie möglich machen können, fahren nach Drolshagen in eines unserer Schwestern-Altenheime. Dort feiern wir einen ganzen Tag, dass zwei Schwestern seit 70 Jahren in der Ordensgemeinschaft sind und zwei Schwestern seit 65 Jahren. Die sind also alle vier länger im Kloster, als ich überhaupt auf der Welt bin. Und ich gebe zu: Ich bin immer total beeindruckt, weil ich mir eine so lange Zeit überhaupt nicht vorstellen kann.

Wenn man mit Menschen spricht, die so alt in ihrer Lebensform geworden sind, habe ich immer den Eindruck, das sind die eigentlichen Geschichten eines Landes, einer Ordensgemeinschaft, der Kirche als Ganzes. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg eingetreten, haben diese Schwestern unglaublich viel erlebt, eine immense Aufbauarbeit geleistet – im Kindergarten, in der Pflegevorschule, im Krankenhaus, in der Küche, im Zimmer gearbeitet, Tausende von Menschen erlebt und begleitet, die Veränderungen im kriegszerstörten Deutschland. Den Wandel in der Kirche während und nach dem Vatikanischen Konzil erlebt. Die Auf- und Abbrüche in der Ordensgemeinschaft und noch vieles, vieles mehr.

Sie haben ein bisschen, wie alt gewordene Eheleute, erlebt, miteinander alt zu werden. Dass viele Schöne und das viele Schwere miteinander zu tragen und bei allem Wandel doch eines zu erleben: Der, dem sie ihr ganzes Leben anvertraut haben, als sie jung, fit, voller Enthusiasmus waren, der ist über die ganzen Jahrzehnte hin der gleiche geblieben – Christus.

Bei einem 65-jährigen Jubiläum sagt man ja "eisernes Jubiläum" oder bei Ehepaaren "Eiserne Hochzeit". Ich weiß nicht so genau, warum. Aber das etwas, das 65 Jahre hält, schon eine eiserne Konstitution haben muss, ist mir auch klar. Und beim 70-Jährigen spricht man vom Gnadenjubiläum, der Gnadenhochzeit. Alle Gnaden und Gaben kommen von Gott. Und so gilt aller Dank an diesem Tag im Gottesdienst, beim Sektempfang, beim gemeinsamen Essen und Beten, diesem guten Geber aller Gaben.


Quelle:
DR