In den heutigen Laudes gibt es einen ganz fremdartig wirkenden Hymnus, also einen Lobgesang auf Gott, der mich immer sehr zum Nachdenken bringt:
"Göttliches Wort, der Gottheit Schrein,
führ uns in dein Geheimnis ein.
Brennender Dornbusch, der nicht verbrennt,
nenn uns den Namen, den niemand kennt.
Wolkensäule voll Herrlichkeit,
geh uns voran im Dunkel der Zeit.
Schlüssel Davids, der öffnet und schließt,
weis uns die Quelle, die immer fließt.
Logos, Wort und Antwort zugleich,
erschließe uns das Gottesreich.
Amen."
In diesem Hymnus sind Titel und Namen Gottes genannt, die im Alten und Neuen Testament versucht haben, das Unfassbare, Göttliche zu nehmen und es zu deuten, damit wir es ein bisschen verstehen können. Jesus, das Wort Gottes, das in unsere Welt gekommen ist, ist die Möglichkeit für uns, ein bisschen vom Wesen Gottes zu sehen und zu verstehen. Dann der brennende Dornbusch. Das ist ja wohl das eines der stärksten Symbole für die Gegenwart Gottes, die fast jeder kennt. Der schon Moses und auch uns damit sagen will: Ich bin der, ich bin da!
Und dann die Wolkensäule, die dem aus der Knechtschaft der Ägypter fliehenden Volk Israel Sicherheit und Schutz geboten hat und die uns auch in unserem Suchen und Fragen Richtung und Licht geben will. Dann dieses schöne Wort vom Schlüssel Davids, dieser alte Titel für den kommenden Gottessohn, der uns die Quellen aufschließen will, die unseren Durst nach Leben und Sehnsucht, nach dem mehr als alles stillen will. Und dann Logos: Das Wort, das vom Thron Gottes gekommen ist, um all unsere Fragen zu beantworten, und uns den Weg zum Reich Gottes zeigen will.
Es sind fünf kurze Zeilen, die mich aber den ganzen Tag beschäftigen werden – sie vielleicht auch.
