Morgenimpuls von Schwester Katharina

Das Muster meines Lebens: Und Gott sah, dass es gut war

In Olpe wird ein Dach mit Schieferplatten eingedeckt. Beim Anblick des gleichmäßig gedeckten Daches und dem Klang des Rhythmus der Hammerschläge denkt Schwester Katharina über Lebensmuster nach. Und sie fragt sich, ob auch in ihrem Leben ein Muster zu erkennen ist.

Symbolbild Dacharbeiten / © Benoit Daoust (shutterstock)
Symbolbild Dacharbeiten / © Benoit Daoust ( shutterstock )

Wenn ich in meinem Zimmer am Tisch sitze, kann ich über die kleinen Hinterhausgärten, über den Marktplatz und die gegenüberliegenden Häuser schauen. An einem der Häuser wird seit Wochen an einem neuen Dach gearbeitet. Das alte Dach wurde abgenommen, die neue Verschalung angebracht, alles immer wieder mit Folien abgedeckt und dann werden, wie hier in der Stadt allgemein üblich, die Schieferplatten aufgenagelt. Sie brauchen es gar nicht sehen. Sie können es immer hören.

Mittlerweile höre ich, wenn nur ein Dachdecker arbeitet oder wenn sie zu zweit sind. Ich bekomme mit, wenn sie mal Pause haben und wann Feierabend ist. Im Allgemeinen sind es vier kurze Schläge, dann eine Pause, dann die nächsten vier Schläge und so weiter. Manchmal höre ich den Lastenaufzug, der eine neue Kiste Schieferplatten nach oben transportiert und manchmal auch kurze Rufe oder ein Lachen. Und dann kann ich sehen, wie die Marktseite fertig wird und ich bin begeistert. In völlig gleichem, sehr perfektem Muster sind die Schindeln aufgereiht und es ist glatt und glänzend und sieht sehr gut aus.

Ein bisschen bin ich ehrlich gesagt neidisch. Die Dachdecker sehen am Ende des Tages, was sie geschafft haben und nach einigen Wochen können sie ihr eigenes Werk zufrieden übergeben. Bei vielen oder auch den meisten von uns ist das nicht so. Bei allem Tun und Machen und Arbeiten und Konferenzen und Gesprächen und Haushalt und Kinder und Gebet und Freizeit kann man meistens kein Muster erkennen, kein schönes, glattes, gemustertes und das Haus schützende Dach. Höchstens ein wirres Durcheinander von Geleisteten und schiefgegangenem, von Schönem und Schweren. Aber ich bin ein grundsätzlich hoffnungsvolles Menschenkind und ich glaube schon, dass am Ende meiner Tage und meines Lebens ich das Muster erkennen werde und hoffnungsvoll darauf warte, dass mir zugesagt wird: Und Gott sah, dass es gut war.


Quelle:
DR