Morgenimpuls von Schwester Katharina

Gott sagt: Ich gehe alle eure Wege mit!

Schwester Katharina blickt auf die letzten Tage zurück. Bei den Gedanken an die Beerdigung einer Mitschwester und die Ereignisse am Kapitol in Washington muss sie an das Versprechen Gottes denken, der alle Wege mit uns geht.

Fußspuren im Schnee bei Sonnenuntergang / © Tuomas Kivioja (shutterstock)
Fußspuren im Schnee bei Sonnenuntergang / © Tuomas Kivioja ( shutterstock )

Ich habe heute Morgen noch zwei Dinge im Hinterkopf, die mich gestern sehr beschäftigt haben. Da war zum einen dieser unsägliche Sturm der Trump-Anhänger auf das Kapitol. Mir ist an diesen Szenen bewusst geworden, was es für Auswirkungen haben kann, wenn ein einzelner Mensch immer wieder Gesetze und Regeln und Normen nicht anerkennt und seine Anhänger einschwört, das auch nicht zu tun.

Am Ende gibt es Tote und Verletzte und ein Land steht unter Schock und fragt sich, wie es so weit kommen konnte. Ich finde, hier wird sehr deutlich, wohin es führen kann, wenn das Böse verharmlost wird und als Spinnerei abgetan wird. Und es tut gut, wenn wir selbst immer darauf achten, dass uns das nicht passiert.

Das andere, das mir noch mehr in Gedanken und Herzen geblieben ist, ist die gestrige Beerdigung einer unserer Mitschwestern. Diese Schwester ist mit 20 Jahren in die Ordensgemeinschaft eingetreten und ist jetzt mit 94 Jahren gestorben.

Sie hat ihr ganzes berufsaktives Leben als fähige Krankenschwester in verschiedenen Krankenhäusern gearbeitet und gelebt und all ihre fachlichen Fähigkeiten, aber auch ihre Liebe, ihr Verständnis für Menschen in die Pflege und Betreuung der Kranken, der Anleitung der Mitarbeiter, der Begleitung der Angehörigen und dem Trost der Sterbenden gewidmet.

In der Kapelle, in der das Requiem gefeiert worden ist, war nach alter franziskanischer Tradition Krippe, Altar und Kreuz auf einer Linie angelegt. Die Krippe vor dem Altar und dahinter das große Kreuz. Einen Beerdigungsgottesdienst vor einer schönen Krippe zu feiern, wo auch drei prächtig bekleidete Sterndeuter zu sehen sind, hatte etwas sehr Berührendes.

Dieses Kind in der Krippe ist nicht nur lieblich und freundlich und herzig. Es ist das Versprechen dieses Gottes: Ich gehe alle Eure Wege mit! Die Wege derer, die sich und ihr Leben ihm weihen, die Wege derer, denen das völlig egal ist, und die Wege derer, die zwar sein Wort im Mund führen und sich mit der Bibel in der Hand fotografieren lassen, denen Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Respekt und Liebe aber völlig unwichtig sind. Das ist das große Wagnis dieses Gottes. Er hat uns die Freiheit der Kinder Gottes gegeben und die Zusage, bei ihnen zu bleiben in allen Haupt- und Neben- und Irrwegen, die wir gehen mögen.

So ist es auch in der Überschrift über dem Totenbrief unserer Mitschwester aus dem 27. Psalm zu lesen: "Der Herr ist mein Licht und mein Heil, der Herr ist die Kraft meines Lebens. Ich bin gewiss, zu schauen die Güte des Herrn im Land der Lebenden."


Quelle:
DR