Morgenimpuls von Schwester Katharina

Frische, neue Ideen - auch in der Kirche

Der "Tag der unschuldigen Kinder" erinnere auch an König Herodes und seine Angst, Macht an den neugeborenen König zu verlieren. Macht abgeben müsse man lernen, sagt Schwester Katharina, und erzählt von einer Tradition in vielen Klöstern an diesem Tag. Vielleicht auch eine Idee für Familie, Arbeitsplatz und die Kirche?

Die Heiligen drei Könige bei Herodes / © Barbara Mayrhofer (KNA)
Die Heiligen drei Könige bei Herodes / © Barbara Mayrhofer ( KNA )

Dieser Tag, der "Tag der unschuldigen Kinder", beginnt mit Angst. Die Angst des Königs Herodes vor dem angekündigten neuen König. Nein, er hat keine Angst vor einem Säugling. Aber er hat Angst, irgendwann einmal seine Macht abgeben zu müssen. Und er reagiert wie viele Diktatoren vor und nach ihm. Er lässt morden. Um auch ja diesen Säugling zu erwischen, der da wohl König werden soll, lässt er alle Säuglinge und Kleinkinder in Bethlehem und Umgebung umbringen.

Sie können nichts für die Angst eines Königs und haben von dem neugeborenen König noch nichts gehört. Sie können sich nicht wehren, aber die Nachricht von ihrem Tod ist bis heute bekannt. Und dieser Tag wird begangen als ein Tag für alle, die um ihr Leben gebracht worden sind, weil sie diesem Gott, der als schutzlose Kind auf die Welt gekommen ist, mehr geglaubt haben als einem ängstlichen, aber machtvollen König oder Diktator.

Macht abgeben muss man auch lernen. In Klöstern gibt es dazu genau am heutigen Tag eine sehr schöne Tradition. Am Fest der unschuldigen Kinder ist immer die jüngste Schwester oder Novizin oder der jüngste Bruder oder Novize für einen Tag der Klosterobere. Sie oder er bestimmt die Abläufe und die Gebetszeiten. Er bestimmt, was mittags auf den Tisch kommt und wie die gemeinsame Rekreation begangen wird. Und sie kann die Mitschwestern auf andere Arbeitsbereiche schicken oder noch ganz andere Dinge anordnen, die vielleicht neu und frisch und fremd und ungewöhnlich sind. Die Konventoberin muss sich fügen und für einen Tag auf die Jüngste hören und ihre "Macht" abgeben.

Das ist eigentlich ein netter Spaß und keine ernsthafte Sache. Aber in vielen Ordensregeln steht tatsächlich, dass zu wichtigen Entscheidungen auch immer die jüngsten Mitglieder befragt werden sollen, die normalerweise in den ersten Jahren noch kein Stimmrecht haben.

Es ist eine gute Idee doch auch in der Familie oder an der Arbeitsstelle mal die Jüngsten, die, die neu angefangen haben, oder die Auszubildenden zu fragen. Dann gibt es vielleicht frische neue Ideen. Auch in unserer Kirche wäre das eine gute Übung. Nicht der Bischof hätte das entscheidende Wort zu sagen, sondern der jüngste Firmling. Das würde spannend werden und ziemlich neu.


Quelle:
DR